HSH Nordbank: Vorstandschef Nonnenmacher:Kein Funken Hoffnung mehr

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Chefaufseher Hilmar Kopper bekommt bei der HSH Nordbank Arbeit: Die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein fordern ihn auf, einen Nachfolger für Nordbank-Boss Dirk Jens Nonnenmacher zu finden.

Der umstrittene Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, soll abberufen werden. Die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein forderten jetzt den Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper dazu auf, die erforderlichen Schritte zur Trennung von dem 47-Jährigen einzuleiten.

Aufsichtsratschef Hilmar Kopper soll einen Nachfolger für den Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, suchen. Die Landesregierungen von Kiel und Hamburg reagieren mit dem Auftrag an den Ex-Deutsche-Bank-Chef auf die immer neuen Affären rund um die Bank und ihren Vorstandsvorsitzenden. (Foto: REUTERS)

"Beide Regierungen betrachten diesen Schritt als notwendig, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen", sagte Regierungssprecher Knut Peters in Kiel im Anschluss an eine Kabinettssitzung. Ex-Deutsche-Bank-Chef Kopper soll nun einen Nachfolger für Nonnenmacher suchen. Kiel und Hamburg reagierten damit auf die immer neuen Affären rund um die Bank und ihren Vorstandsvorsitzenden.

Nonnenmacher muss sich seit Monaten der Kritik erwehren. Die Staatsanwaltschaft Kiel geht derzeit mehreren Unregelmäßigkeiten nach. Dabei unterstellen die Strafverfolger der HSH inzwischen sogar, den Ermittlern wichtige Unterlagen "absichtlich" vorenthalten zu haben. So steht es in einem Vermerk der Kieler Behörde vom 6. September 2010.

Es geht um zwei Berichte der Sicherheitsfirma Prevent, die für die HSH tätig war und die in die Affären verstrickt ist. Prevent hatte im Mai und Juni 2009 Notizen zum Projekt "Hauberg" angefertigt. Das betraf offenbar den Fall des kurz zuvor von der HSH wegen angeblichen Geheimnisverrats entlassenen Vorstandsmitglieds Frank Roth. Die HSH hatte Roth sogar bei der Kieler Staatsanwaltschaft angezeigt, sie wollte aber wohl verhindern, dass die Fahnder zu intensiv nachforschen, was tatsächlich geschehen sein könnte.

Jedenfalls schrieb eine mit dieser Causa befasste HSH-Anwältin am 8. Juli 2009 an die Bank, sie empfehle dem Finanzinstitut, die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft über die bereits zugesagten Hilfen hinaus nicht noch mehr zu fördern. Das Wörtchen "nicht" war unterstrichen.

Zwei Berichte von Prevent, schlug die Anwältin vor, sollten besser in ihren Handakten verbleiben. Von der Existenz dieser Unterlagen erfuhren die Strafverfolger, wie sie notierten, erst sehr viel später. Die Bank und deren Anwältin äußern sich dazu nicht. Prevent erklärt, man habe stets sauber gearbeitet und nie etwas Illegales getan.

Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Ergebnis, dass mit der HSH-Anzeige etwas nicht stimmte: Die HSH sei nicht das Opfer und das gefeuerte Vorstandsmitglied Roth nicht der Täter gewesen - sondern genau umgekehrt. Roth sei offenbar aufgrund von falschen Spuren und gefälschten Dokumenten entlassen worden. Jetzt wird gegen den Justitiar der Bank ermittelt, der seine Unschuld beteuert.

Die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein kam in dieser Causa zu einem für Bankchef Nonnenmacher wenig schmeichelhaften Ergebnis. Das von der HSH behauptete Tatmotiv von Roth überzeuge nicht, teilte die Behörde der Bank kürzlich mit.

Die HSH hatte Roth unterstellt, dieser habe ein brisantes Strategiepapier der Presse zugespielt, um Nonnenmacher zu schaden und seiner Abberufung zu erwirken. Roth habe gewusst, dass Nonnenmacher ihn bei nächstbester Gelegenheit feuern wolle.

Doch der Fall könne anders liegen, schrieb die Generalstaatsanwaltschaft sinngemäß. Womöglich habe Nonnenmacher Roth loswerden wollen, mit Hilfe einer vermeintlichen Indiskretion. Das liege jedenfalls nicht von vornherein ferner als ein etwaiger und angesichts der ermittelten Umstände sowieso "objektiv untauglicher" Versuch von Roth, Nonnenmacher zu diskreditieren.

Roth ist nunmehr rehabilitiert und wirft der Bank vor, mit infamen Methoden gegen ihn vorgegangen zu sein. Jetzt aber sei das "Regime Nonnenmacher" am Ende. Nonnenmacher wiederum weist jeglichen Verdacht zurück, er sei persönlich in die Affären verstrickt.

Druck der kleinen Koalitionspartner

Zudem erhielt die Sicherheitsfirma Prevent von der HSH-Nordbank den Auftrag, ein Quellennetzwerk aufzubauen, um unbequeme Kritiker zu observieren. Für Aufsehen sorgten in diesem Zusammenhang Abrechnungen in Millionenhöhe, die Prevent gegenüber der HSH Nordbank geltend machte.

Doch damit nicht genug: In einem weiteren Ermittlungsverfahren überprüft die Staatsanwaltschaft New York verdächtige Begleitumstände beim Rauswurf des dortigen HSH-Chefs. Der Vorwurf ist hier noch pikanter: Dem Filialleiter sollen Kinderporno-Fotos untergeschoben worden sein, um ihn entlassen zu können. Prevent sowie Nonnenmacher weisen alle Anschuldigungen restlos zurück.

Schleswig-Holstein und Hamburg halten gemeinsam 85,5 Prozent an der Bank. Die Politik gesteht dem Mathematik-Professor Nonnenmacher zwar zu, dass er die angeschlagene Bank nach der schweren Finanzkrise recht schnell wieder in ruhigeres Fahrwasser gebracht hat.

Dennoch wollten vor allem die kleineren Koalitionspartner in Hamburg und Kiel - Grüne und FDP - das Verhalten Nonnenmachers nicht mehr akzeptieren. Das Fass zum Überlaufen brachten die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Sicherheitsfirma Prevent.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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