HSH Nordbank:Beraten und verkauft

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Ausgerechnet die Deutsche Bank spielt eine entscheidende Rolle für die Zukunft der HSH Nordbank. Dabei ist der neue Eigentümer des Hamburger Insituts auch ein mächtiger Aktionär der Frankfurter. Wie neutral kann die Deutsche Bank also sein?

Von Meike Schreiber

Natürlich hätten sich alle Beteiligten gewünscht, dass es schneller geht. Bis Ende Juni hätte der Verkauf der HSH Nordbank eigentlich perfekt sein sollen. Darauf hatten sich die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein im Februar geeinigt. Seitdem aber der Bundesverband deutscher Banken (BdB) Bedenken angemeldet hat, ist klar, dass sich die Sache weiter hinzieht. Die Privatbanken nämlich müssen erst entscheiden, ob sie die HSH in ihre Haftungsgemeinschaft aufnehmen. Sagen sie Nein, müsste die Bank doch abgewickelt werden. Das wäre nicht nur bitter für die 2000 Mitarbeiter, sondern auch für die neuen HSH-Eigner, eine Investorengruppe um den US-Fonds Cerberus. Wie die Sache ausgeht, ist noch offen. Eine entscheidende Rolle dabei spielt nach SZ-Informationen aber ausgerechnet die Deutsche Bank: Finanzkreisen zufolge, berät sie den Bankenverband bei seiner Entscheidung. Wie neutral die Frankfurter allerdings sein können, daran darf zumindest gezweifelt werden. Denn Cerberus gehört nicht nur die HSH Nordbank, die Amerikaner sind mit drei Prozent auch ein wichtiger und vor allem mächtiger Aktionär der Deutschen Bank selbst. Außerdem übt der klandestine Fonds auch ungewöhnlich großen Einfluss auf Bankchef Christian Sewing aus. Beispielsweise beraten Cerberus-Leute das Frankfurter Institut seit Frühjahr gegen ein Honorar in unbekannter Höhe bei dessen eigenen Sparmaßnahmen - eine Konstellation, die andere Großaktionäre hinter vorgehaltener Hand als "mindestens befremdlich" bezeichnen. Schließlich bekommt Cerberus dadurch auch Einblick in das Innerste der Bank - und könnte seine Interessen so wohl direkter durchsetzen als andere Anteilseigner. In der Finanzbranche leiten daraus viele eine gewisse Abhängigkeit von Cerberus ab: Aus einer Position der Stärke heraus würde die Deutsche Bank wohl keine derart grenzwertigen Aufträge vergeben. Das wiederum wirft nach Ansicht von Insidern die Frage auf, wie unabhängig die Bank bei der Bewertung der HSH als neues Mitglied der Einlagensicherung sein kann. Könnte sie davon abraten, die erste privatisierte Landesbank in den Verbund aufzunehmen - wohl wissend, dass Cerberus dann mit einem der wichtigsten Vorhaben in Deutschland scheitern würde?

Weder der Bankenverband noch die Deutsche Bank wollten sich offiziell dazu äußern. Beim BdB hieß es, die Entscheidung des Verbandes über eine Aufnahme der HSH in den Einlagensicherungsfonds folge "klaren Regeln und den strengen Kriterien des Prüfungsverbands". Sie werde auf dieser Grundlage allein vom Vorstand getroffen. Die Deutsche Bank teilte mit: "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu möglichen Mandaten." Einen Interessenkonflikt sieht man dort aber nicht.

In jedem Fall zeigt die Sache, wie nervös der BdB ist. Eigentlich bräuchte es wohl keine weiteren Berater in Sachen HSH, schließlich verfügt der Verband über eine eigene Prüftruppe. Müsste die HSH aber dereinst von den Privatbanken gerettet werden, könnten die BdB-Mitglieder den Vorstand des Verbandes - unter ihnen auch Deutsche-Bank-Chef Sewing - bei grober Fahrlässigkeit auf Schadenersatz verklagen.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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