Honorarreform im Gesundheitswesen:Ärzte verdienen deutlich mehr

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Vor der Honorarreform der Ärzte gab es viel Gejammer: Nun zeigt sich, dass viele Ärzte erhebliche besser verdienen. Doch es gibt auch Verlierer.

Die niedergelassenen Ärzte haben anders als von ihnen befürchtet im ersten Quartal bundesweit ein deutliches Honorarplus eingefahren. Nach vorläufigen Ergebnissen sei die Gesamtvergütung der Mediziner im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 7,8 Prozent gestiegen, teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) als vorläufiges Ergebnis mit.

Mehr Geld gibt es nicht für alle Mediziner: Die Honorarreform 2009 hilft manchen Regionen wie Berlin, bringt den Ärzten in Baden-Württemberg jedoch ein Minus. Im Schnitt können sich die Ärzte über fast acht Prozent mehr Honorar freuen. (Foto: Foto: dpa)

Bundesweit hätten 66 Prozent der niedergelassenen Fachärzte durch das zu Jahresanfang eingeführte neue Honorarsystem gewonnen.

Besser als erwartet

Die absoluten Zahlen seien besser ausgefallen als erwartet, sagte KBV-Chef Andreas Köhler. Der Zugewinn je Praxis liege nach den vorläufigen Ergebnissen in 14 Kassenärztlichen Vereinigungen bei 7,4 Prozent. Bezogen auf die gesamte Bundesrepublik erzielten lediglich die Orthopäden ein Minus von vier Prozent. Köhler warnte davor, die Zahlen überzubewerten.

Innerhalb der Arztgruppen gebe es Gewinner und Verlierer. Die Spanne bei der Honorarentwicklung reiche von minus vier bis zu plus 21 Prozent. Als Beispiel führte die KBV die Hausärzte an. Diese bekämen in der Summe zwar zehn Prozent mehr. Während aber etwa in Sachsen-Anhalt 95 Prozent der Allgemeinmediziner mehr eingenommen hätten, gelte dasselbe nur für 14 Prozent ihrer Kollegen in Baden-Württemberg.

Behandlung gegen Vorkasse

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt erklärte, die Zahlen zeigten, dass die Befürchtungen mancher regionaler Ärztefunktionäre deutlich übertrieben und die Protestaktionen unangemessen gewesen seien. Sie erwarte, dass die Mediziner die Aktionen zulasten der Patienten einstellten. Auch müsse die Bevorzugung von Privatpatienten endlich aufhören.

Wegen der befürchteten Verschlechterungen hatten Fachärzte mit Informationskampagnen in den Wartezimmern reagiert. Einige schlossen aus Protest gar zeitweise ihre Praxen oder behandelten Patienten nur noch gegen Vorkasse. Kürzlich hatten jedoch schon Zahlen aus Bayern gezeigt, dass die Ärzte dort Zuwächse um 18 Prozent verbuchen konnten.

Köhler warnte, die finanzielle Unterdeckung in der ambulanten Versorgung von 30 Prozent sei durch die Honorarreform nur teilweise behoben. Allerdings sei nach 20 Jahren die Finanzierung nicht mehr durch die Grundlohnsumme gedeckelt. Die Ärztevereinigung Hartmannbund monierte, dem Zwischenfazit liege eine mangelhafte Datenbasis zugrunde.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn/kaf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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