Hongkong:Das teuerste Hochhaus der Welt

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39 000 Euro kostet ein Quadratmeter im "The Center" in Hongkong. (Foto: Bobby Yip/Reuters)

4,4 Milliarden Euro zahlen chinesische Investoren für einen Büroturm in Hongkong. Ein Symbol dafür, dass viel Geld da ist. Nach dem 19. Parteitag geht auch das Kaufen chinesischer Firmen im Ausland weiter.

Von Christoph Giesen, Peking

346 Meter ist der Turm hoch, 113 000 Quadratmeter Bürofläche verteilt auf 73 Stockwerke, und das in allerbester Lage: "The Center" im Hongkonger Geschäftsdistrikt Central ist eines der markantesten Gebäude der Stadt, und nun auch das teuerste - mit Abstand. 40,2 Milliarden Hongkong-Dollar, umgerechnet etwa 4,4 Milliarden Euro beträgt der Kaufpreis. Weltrekord. Macht 39 000 Euro pro Quadratmeter.

Bisher war das One World Trade Center in New York City das teuerste Hochhaus, zumindest was die Baukosten - 3,9 Milliarden Dollar - betrifft.

Eröffnet wurde The Center 1998, ein Jahr nach der Rückgabe Hongkongs an die Volksrepublik China. Vielleicht auch daher die überraschende Schreibweise: "The Center" (Amerikanisch) und nicht etwa "The Centre" (Britisch), wie man bei einer ehemaligen Kronkolonie annehmen könnte.

Verkäufer der Immobilien ist die Firma CK Asset, die zum Imperium von Li Kashing gehört, dem reichsten Mann Hongkongs. Neuer Besitzer des Turms ist eine Offshore-Gesellschaft auf den Britischen Jungferninseln. "CHMT Peaceful Development Asia Property Limited" lautet der obskure Name dieser Firma. Dahinter soll sich unter anderem die China Energy Reserve & Chemicals Group verbergen, ein von vier chinesischen Staatskonzernen getragenes Gebilde.

Die ersten Nachrichten zu dem Deal kursierten bereits Mitte Oktober. Was allerdings fehlte, war die Bestätigung. Wollte man damit etwa die Politik nicht vor den Kopf stoßen? In Peking tagte bis vergangene Woche der 19. Parteitag. Im Vorfeld hatten die Behörden seit Monaten versucht, die Auslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen zu erschweren. Nichts sollte das Treffen der Funktionäre überschatten. Nun aber ist die Show vorbei, und das große Kaufen geht offenbar weiter.

Auch Staatsfirmen mischen dabei kräftig mit. Das Geld ist da, in China selbst fehlen vielen Investoren jedoch die Anlagemöglichkeiten. Auch reiche chinesische Privatpersonen kaufen sich vermehrt in den Vereinigten Staaten und in Europa ein. In den Luxus-Compounds der chinesischen Hauptstadt werben Makler ganz offen für Wohnungen in London oder Paris. Im vertraulichen Gespräch erklären sie auch gerne, wie man trotz strenger Kapitalverkehrskontrollen das Geld aus der Volksrepublik abziehen kann. Zum Beispiel in die Sonderverwaltungszone Hongkong. Li Ka-shing, dessen Vermögen zuletzt auf 34,3 Milliarden Dollar geschätzt wurde, hatte stets ein Näschen für solche Deals.

Geboren 1928 in Südchina, floh die Familie 1940 während des Krieges in die damalige Kronkolonie Hongkong. Als Li 16 Jahre alt war, starb sein Vater an Tuberkulose. Statt zur Schule zu gehen, musste er arbeiten. Mit Geld, das er sich von Verwandten geborgt hatte, baute er Anfang der Fünfzigerjahre eine Fabrik für Plastikblumen in Hongkong auf. Rasch war er der wichtigste Hersteller in ganz Asien und ein reicher Mann.

Nachdem die Kulturrevolution in China ausbrach und es deshalb 1967 auch zu Unruhen in Hongkong kam, fielen die Immobilienpreise stark. Li entschied sich zu investieren. Der Grundstein seines Imperiums entstand. In den Achtzigerjahren stieg er ins Telekommunikationsgeschäft ein. In Österreich, Italien, Schweden oder Großbritannien etwa betreibt er den Mobilfunkanbieter 3. Doch der Kern des Geschäfts, das sind und bleiben die Immobilien.

Wie nun aus einer Pflichtmitteilung für die Börse hervorgeht, bringt der Verkauf Li einen Reingewinn von 14,5 Milliarden Hongkong-Dollar ein. Der reichste Mann der Stadt ist noch ein bisschen reicher geworden.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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