Höhere Beiträge erwartet:Die Zeche zahlt der Kassenpatient

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Die Krankenkassen jammern über ein Milliardendefizit, das sich auch durch die Steuerzuschüsse nicht ausgleicht. Nun drohen Zusatzbeiträge auf breiter Front.

Das Wehklagen der Krankenkassen ist nicht zu überhören. Die Einnahmen reichen offenbar hinten und vorne nicht - und genau deshalb müssen sich 70 Millionen gesetzlich Versicherte darauf einstellen, dass die Kassen im kommenden Jahr erstmals auf breiter Front Zusatzbeiträge erheben.

Die Krankenkassen erwarten im kommenden Jahr ein Milliardendefizit - und die Versicherten müssen mit höheren Beiträgen rechnen. (Foto: Foto: ddp)

Die Vorsitzende des Spitzenverbandes der Krankenkassen, Doris Pfeiffer, sagte der Berliner Zeitung, trotz der vom Bund zugesagten Steuerzuschüsse in Milliardenhöhe sei die finanzielle Lage der gesetzlichen Kassen kritisch. "Ich gehe deshalb davon aus, dass wir im nächsten Jahr im großen Maße Zusatzbeiträge bekommen werden", sagte Pfeiffer.

Pfeiffer warf der schwarz-gelben Bundesregierung und dem neuen Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) vor, die falschen Schwerpunkte zu setzen: "Die Prioritäten stimmen nicht." Zwar sei es richtig, sich Gedanken über das Beitragssystem zu machen. Jetzt müsse es aber vor allem darum gehen, den Ausgabenanstieg zu bremsen. "Es kann doch nicht sein, dass die Bürger, die um ihren Arbeitsplatz bangen, immer öfter zur Kasse gebeten werden, die Einnahmen von Ärzten, Krankenhäusern und der Pharmaindustrie aber ungebremst weiter steigen", sagte sie der Berliner Zeitung.

Zusatzbeitrag von sechs Euro

Pfeiffer forderte dem Bericht zufolge mehr Wettbewerb im Apothekensektor und eine Preisregulierung für neuartige, fast immer sehr teure, Arzneimittel: "Wir müssen endlich die Kosten in den Griff bekommen, ohne Abstriche bei der Versorgung zu machen."

Die gesetzliche Krankenversicherung wird einer Prognose des Schätzerkreises zufolge wegen der Wirtschaftskrise im nächsten Jahr ein Defizit von etwa 7,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Der Bund hat zugesagt, gut die Hälfte davon mit Steuermitteln auszugleichen. Das verbleibende Defizit ergebe rein rechnerisch einen Zusatzbetrag von sechs Euro, heißt es in dem Bericht. Diesen Betrag müsste jeder unabhängig von seinem Einkommen zahlen. Erst ab acht Euro gibt es eine Einkommensprüfung.

In diesem Jahr entwickeln sich die Finanzen des Kassen allerdings besser als erwartet, weil die Konjunktur nicht ganz so stark eingebrochen ist. Angaben von Pfeiffer zufolge wird die Krankenversicherung bis Jahresende voraussichtlich in der Lage sein, das vom Bund gewährte Liquiditätsdarlehen zur Deckung von Beitragsausfällen zurückzuzahlen.

Unter dem Strich wird die Krankenversicherung dieses Jahr jedoch mit einem Defizit von rund 2,3 Milliarden Euro abschließen: "Wir können keine Entwarnung geben", sagte die Verbandschefin.

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