Wäsche waschen, den Boden wischen, einkaufen, Hausaufgaben kontrollieren und auch noch arbeiten gehen. Ein normaler Werktag kann für Berufstätige, die einen Haushalt mit Kindern bewältigen müssen, ziemlich lang sein. Die unbezahlte Zusatzarbeit zu Hause bleibt aber meist immer noch bei den Frauen hängen, die dafür im Beruf oft zurückstecken. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will dies ändern.
Die CDU-Politikerin, gerade selbst Mutter geworden, wünscht sich, dass sich haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich besser absetzen lassen. Schröder will so die Vereinbarkeit von Job und Familie verbessern. Unterm Strich würde der Staat dabei sogar mehr Geld einnehmen als ausgeben - das zeigt eine neue, vom Familienministerium in Auftrag gegebene "Machbarkeitsstudie", die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.
Es geht um einen Riesenmarkt: Derzeit lassen sich etwa 16 Prozent der Mütter und Väter zwischen 25 und 60 Jahren beim Putzen, Pudern oder Pflegen von Familienangehörigen helfen. Der tatsächliche Bedarf ist viel höher. Gut jeder Dritte würde laut Umfragen Kindermädchen, Haushaltshilfen oder Pflegekräfte privat engagieren, wenn es "politische Unterstützungsinstrumente" gäbe, heißt es in der Untersuchung der Berliner Ramboll Management Consulting für das Familienministerium.
Doch das scheitert vor allem am Geld. "66 Prozent der befragten Frauen (...) gaben an, dass eine Haushaltshilfe zu teuer sei und dass sie sich diese nicht leisten können", schreiben die Autoren der Studie. Außerdem sage jede zweite befragte Frau, dass Mütter häufig nicht erwerbstätig sind, "weil allein schon für die Kinderbetreuung ein erheblicher Teil des Lohnes verbraucht würde". Dies führt dazu, dass haushaltsnahe Dienstleistungen in Deutschland offiziell kaum stattfinden.
Im ersten Quartal 2011 wurden nur 222 000 Minijobber in Privathaushalten gezählt - die finanziellen Vorteile, die der Staat bei den Abgaben gewährt, sind offenbar nicht attraktiv genug. Bei den haushaltsnahen Dienstleistungen sei Schwarzarbeit "die weit überwiegende Form der Beschäftigung", heißt es in der Untersuchung. Umfragen zeigen, dass etwa jeder elfte Haushalt in Deutschland eine Hilfe beschäftigt - aber die wenigsten legal.
Die Autoren der Studie schlagen daher neue staatliche Zuschüsse vor. Sie favorisieren dabei trotz des womöglich bürokratischen Aufwands ein Gutscheinmodell. Darauf dringt auch die Union im Bundestag, die zunächst Frauen fördern will, die nach einer längeren Phase zu Hause den beruflichen Wiedereinstieg anstreben. Klar ist dabei schon jetzt, dass es Zuschüsse vom Staat nur befristet geben soll. Ohne eine Begrenzung bestehe "die Gefahr unkalkulierbarer Kosten", lautet die Warnung in der Untersuchung.
Darin wird auch hochgerechnet, wie sich mögliche Subventionen auswirken. Die Autoren treffen dabei zwei Annahmen: Die Haushaltshilfe ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt und kostet den privaten Arbeitgeber 22,10 Euro pro Stunde. Die "Wiedereinsteigerinnen" sind bereit, 15 Prozent ihres selbst erzielten Nettoeinkommens für die Haushaltshilfe auszugeben. Das erstaunliche Ergebnis: Bei einem Zuschuss von mehr als sechs Euro wäre der Gewinn für den Staat sechsmal so hoch. Und selbst bei einer Subvention von gut zwölf Euro wären die "Überschüsse mehr als doppelt so hoch wie die aufgewendeten Mittel".
Das liegt an den vielen positiven Effekten: Durch die Sozialabgaben und Steuern erhöhen sich die Einnahmen der öffentlichen Hand. Der Staat muss bei einem stärkeren Wiedereintritt von Frauen ins Berufsleben weniger Geld für Hartz IV ausgeben. Teilzeitjobberinnen, die ihre Arbeitszeit ausweiten, haben mehr Kaufkraft, mildern den Fachkräftemangel und erhöhen den Wohlstand der Gesellschaft. In anderen Ländern funktioniert dieses Modell längst: Seit es dort Dienstleistungsschecks gibt, ist die Schattenwirtschaft in den Privathaushalten geschrumpft. In Frankreich nehmen zum Beispiel 1,4 Millionen Haushalte den Scheck vom Staat in Anspruch.