Handelsstreit:Meine Bilanz, deine Bilanz

Der Beirat des Wirtschaftsministers zweifelt an Zahlen der Europäischen Union zum Handel.

Unter den vielen Dingen, die Donald Trump an Europa ärgern, rangiert der Leistungsbilanzüberschuss weit vorne. Die Europäer, und unter ihnen vor allem die Deutschen, exportierten mehr in die USA, als sie von dort importierten. Aber wie groß sind die Überschüsse eigentlich? Und sind es wirklich Überschüsse?

Die Zahlen gehen meilenweit auseinander. Während die US-Statistiker vom Büro für Wirtschaftsanalysen (BEA) für 2017 auf ein Defizit von 12,6 Milliarden Euro kommen, errechnete die EU-Behörde Eurostat für den gleichen Zeitraum einen Überschuss von 153,8 Milliarden Euro. Unterschied: 167 Milliarden Euro, fast so viel wie das griechische Bruttoinlandsprodukt. "Die Diskrepanz ist so groß, dass sie nicht allein durch statistische Messfehler erklärt werden kann", heißt es nun in einem Schreiben des wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsministeriums an Minister Peter Altmaier (CDU). Anscheinend gebe es "erhebliche Probleme in der Erfassung internationaler Transaktionen". Dies betreffe offenbar sowohl die Buchung von Dienstleistungen als auch so genannter Primäreinkommen. Das sind etwa Gewinn- oder Zinseinkommen, die Europäer in den USA erzielen oder umgekehrt. "Es gibt gewisse Anzeichen dafür, dass die amerikanischen Daten die Realität besser abbilden als die europäischen", schreibt der Beirat. "Für zielorientierte Wirtschaftspolitik sind zuverlässige Daten unerlässlich." Altmaier solle sich dafür einsetzen, dass die Daten in der EU nach einheitlichen Kriterien gesammelt werden. Schließlich basierten auf den Zahlen auch die Mitgliedsbeiträge zur EU.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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