Handelsstreit:China ausgebremst

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Etwa 150 chinesische Firmen sind derzeit an der Wall Street notiert. Deren Aktien werden dennoch überwiegend von Chinesen gehalten. (Foto: Andrew Kelly/REUTERS)

Die Börse Nasdaq erschwert Konzernen aus der Volksrepublik den Zugang zum US-Kapitalmarkt.

Der US-Börsenbetreiber Nasdaq greift mitten im Handelsstreit bei Neuemissionen von Kleinunternehmen aus China hart durch. Die Vorschriften für geplante Börsengänge werden verschärft, wie aus offiziellen Mitteilungen hervorgeht. Die US-Regierung erwägt Insidern zufolge sogar, die Börsennotierung chinesischer Firmen in den USA einzustellen. China warnte am Montag, dass ein solcher Schritt zu Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten führen könnte.

Verschiedene Medien hatten am Freitag berichtet, die Regierung von US-Präsident Donald Trump erwäge, die Börsenzulassung von bereits an den US-Handelsplätzen notierten chinesischen Unternehmen zu widerrufen, Fachleute nennen das Delisting. Ein solcher Schritt wäre Teil von Bemühungen, chinesische Investitionen in den USA in größerem Stil einzuschränken, sagten anonyme Quellen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Maßnahme wäre eine weitere Eskalation im Handelsstreit, weil sie chinesische Firmen vom wichtigen US-Kapitalmarkt abschneiden würde. US-Präsident Donald Trump wirft China unfaire Handelspraktiken vor und hat deshalb bereits milliardenschwere Strafzölle verhängt. China hat mit Gegenzöllen reagiert. Das belastet weltweit die Wirtschaft und hält die Börsen in Atem.

Das US-Finanzministerium erklärte später, "im Moment" gebe es keine Pläne, Börsengänge von chinesischen Unternehmen in den USA zu verhindern. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Geng Shuang, sagte am Montag, eine "Entkoppelung" der Beziehungen zwischen China und den USA wäre für beide Seiten schädlich und würde zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen.

Zuletzt waren nach Angaben der US-Regierung mehr als 150 chinesische Firmen an der Wall Street notiert. Die Umsätze mit Aktien der meisten chinesischen Unternehmen bleiben nach der Börsennotierung in New York jedoch niedrig, da sich die Papiere in den Händen von nur wenigen Investoren befinden. Diese geringe Liquidität macht sie unattraktiv für viele institutionelle Anleger. Eine zunehmende Zahl der Firmen erhält zudem bei ihrem Börsengang den Großteil ihres Kapitals aus chinesischen Quellen und nicht von US-Anlegern. Nasdaq erschwert Börsengänge auch auf andere Weise: Beispielsweise werde der Genehmigungsvorgang für den Sprung auf das Handelsparkett verlangsamt, sagten Investmentbanker und Unternehmenschefs. Eine Nasdaq-Sprecherin sagte, dass die Börse allen qualifizierten Firmen einen fairen Marktzugang gewähre. US-Anlegern sollen damit breite Investitionsmöglichkeiten gegeben werden. Zu den Auswirkungen der neuen Regeln auf Börsengänge von chinesischen Kleinunternehmen wollte sie sich nicht äußern. Im vergangenen Jahr sind 19 chinesische Firmen an die Nasdaq gegangen.

© SZ vom 01.10.2019 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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