Handelskonzern in der Krise:Schwarz, schwärzer, Arcandor

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Arcandor in der Bredouille: Der Konzern benötigt dringend frisches Kapital - und stellt nun seine Edel-Kaufhäuser KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger auf die Streichliste.

Der Arcandor-Konzern mit den Traditionsmarken Karstadt und Quelle steht vor drastischen Einschnitten. Weder Entlassungen noch die Schließung von Standorten seien ausgeschlossen, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Karl- Gerhard Eick der Bild am Sonntag. Noch am Sonntag soll der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung über ein umfangreiches Sparpaket unterrichtet werden.

Arcandor räumt auf - und will sich von mehreren Edel-Kaufhäusern trennen. (Foto: Foto: dpa)

Konzentration aufs Kerngeschäft

Eick zufolge stehen unter anderem die Edel-Kaufhäuser - das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München - zur Disposition: "Unser Konzept zielt auf die profilierte Mitte der Gesellschaft. In dem Zusammenhang ist natürlich zu entscheiden, wie die Premiumhäuser in Berlin, Hamburg und München zur neuen Struktur passen." Eick kündigte eine Konzentration der Aktivitäten auf die gut laufenden Teile des Kerngeschäfts an.

Der Arcandor-Chef bekannte sich zwar zu den Töchtern Karstadt, Primondo mit Quelle und Thomas Cook; bei Quelle und Karstadt mit zusammen 52.000 Beschäftigten müsse aber geprüft werden, wo Geld zu verdienen sei und wo nicht: "In Einzelfällen werden wir Standorte abgeben." Auch im Einkauf gebe es Sparpotentiale.

Der Essener Konzern befindet sich laut Eick in einer "schweren Lage" und braucht dringend zusätzliche Finanzmittel: "Ich muss einen Konsolidierungsplan auf den Tisch legen, der klar, eindeutig und nachvollziehbar ist und der bei Investoren und Banken Vertrauen schafft. Gelingt das, finden wir auch die Basis für die Fortsetzung unserer bisherigen Finanzierung und für neue Finanzmittel."

Grund für die Schwierigkeiten seien neben der Mitte Juni anstehenden Refinanzierung von Krediten in Höhe von 650 Millionen Euro die mangelnde Profitabilität. "Es kommt weniger Geld rein, als rausgeht", beklagte Eick. Der Zeitung Euro am Sonntag zufolge will Arcandor mit dem Sanierungsprogramm zusätzliche Kredite bis zu 800 Millionen Euro und eine Kapitalerhöhung ermöglichen.

Staatshilfe nicht ausgeschlossen

Arcandor könne angesichts der bestehenden Probleme sowie der Wirtschafts- und Finanzkrise auch auf staatliche Hilfe angewiesen sein, sagte der Vorstandschef. Es wäre "fahrlässig, für unseren Konzern Unterstützung durch die öffentliche Hand von vorneweg auszuschließen". Der Konzern werde "alles tun, um die drei großen Traditionsmarken Karstadt, Quelle und Thomas Cook sowie die 86.000 Arbeitsplätze zu erhalten". Eine Insolvenz werde aber nicht angestrebt.

Der Vorstandschef zeigte sich überzeugt, dass das Sanierungspaket greife. Warenhäuser hätten Zukunft: "Das belegen nicht zuletzt die bis zu zwei Millionen Kunden, die Tag für Tag in unsere 91 Warenhäuser kommen. Die Umsätze seien derzeit fast auf Vorjahresniveau."

Eick, der seit 1. März im Amt ist, will noch am Sonntag den Aufsichtsrat detailliert über das von ihm bereits zuvor angekündigte Sparprogramm unterrichten. "Sobald es abgeschlossen ist, werden wir es der Öffentlichkeit vorlegen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren."

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