Handel:Ausverkauf bei Arcandor - Chef auf dem Sprung

Lesezeit: 2 min

Arcandor gibt die Suche nach einem Hauptinvestor auf, der insolvente Konzern wird wohl zerschlagen. Vorstandschef Eick ist vor dem Absprung.

Als vor wenigen Wochen, es war Mitte Juli, der Insolvenzverwalter Horst Piepenburg den Fall Arcandor einfach hinwarf, gab Konzernchef Karl-Gerhard Eick noch den Optimisten.

Arcandor findet einfach keinen starken Investor - kommt jetzt die Zerschlagung? (Foto: Foto: dpa)

Das Unternehmen rund um Karstadt-Quelle solle gut durch die Insolvenz gesteuert werden - dann halt ohne Piepenburg, gab Manager Eick die Richtung vor. Doch die Hoffnungen auf bessere Zeiten für den Handels- und Touristikkonzern werden sich wohl nicht erfüllen. Eick findet einfach keinen zahlungskräftigen Hauptinvestor. Jetzt droht dem Traditionskonzern die Zerschlagung.

"Die Chancen, einen Ankerinvestor zu finden, der die Fortführung des Konzerns ermöglicht, (sind) inzwischen als äußerst gering einzustufen", teilte Arcandor resigniert mit.

Frist läuft Samstag ab

Wenn nicht bis zum Wochenende ein geeigneter Kandidat den Gesamtkonzern rettet, sollen die Handelstöchter Karstadt (Warenhaus) und Primondo (Versandhandel) einzeln auf die Suche nach Käufern gehen. Die Arcandor- Gesellschaft wird dann aufgelöst. Auf dem Kaufhausmarkt rückt damit ein Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof immer näher.

Die Aktionäre dürften bei einem Verkauf der einzelnen Unternehmensteile wohl leer ausgehen. Die im MDax notierte Arcandor-Aktie verlor angesichts der Negativnachrichten weiter - um 17 Prozent auf 29 Cent.

Zeitgleich mit Eicks Eingeständnis beriet Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg mit dem Gläubigerausschuss über die Zukunft des Unternehmens. Am Donnerstag sollen die Mitarbeiter, aber auch die Öffentlichkeit über die Aussichten für Arcandor näher informiert werden. Der Vorstandschef nahm an der Ausschusssitzung nicht teil.

Mit dem Ende der Investorensuche dürften die Tage des Ex-Telekom-Finanzchefs Eick bei Arcandor nach nur sechs Monaten gezählt sein. Unternehmenskreisen zufolge könnte er mit der für 1. September geplanten Eröffnung des Insolvenzverfahrens sein Amt aufgeben.

"Eick wird den vorläufigen Insolvenzverwalter unterstützen, so lange es für das Verfahren sinnvoll ist", hatte sein Sprecher gesagt. Ein Vertrauter des Noch-Vorstandschefs sagte: "Wenn man keinen Investor für den Gesamtkonzern findet, hat auch ein Vorstandschef für den Gesamtkonzern keinen Sinn mehr."

Chancen? Welche Chancen?

Eick hatte den mehr als 40.000 Beschäftigten nach dem Insolvenzantrag im Juni versprochen, bis Mitte August nach einem Investor suchen. PR-wiksam stand er auf einer Leiter und redete in ein Megafon. Seine Chancen schwanden jedoch zusehends. Deshalb feilte Görg zugleich an dem angekündigten "Grobkonzept" für den Essener Handelskonzern, das auf eine "Einzelverwertung" der 40 Tochterfirmen hinausläuft. "Das wird kein fertiges, plausibilisiertes Sanierungskonzept sein", schraubte sein Sprecher die Erwartung herunter.

Vor allem Quelle muss mit harten Einschnitten rechnen. Während der Hamburger Konkurrent Otto sich für die kleinen Primondo-Töchter interessiert und Kaufhof-Eigner Metro zumindest einen Teil der Karstadt-Warenhäuser übernehmen würde, hat sich für den traditionsreichen Universalversender Quelle, der tief in den roten Zahlen steckt, noch immer kein Investor offenbart.

Der Großaktionär Oppenheim - die Beteiligungsholding der Eigner des Bankhauses Sal. Oppenheim - hatte es von Görgs Konzept abhängig gemacht, ob er zur Sanierung frisches Geld nachschießt.

Die frühere Mehrheitseigentümerin Madeleine Schickedanz hatte bereits vor einigen Wochen erklärt, sie habe nicht mehr genügend Geld, um in Arcandor zu investieren. Die wertvollste Beteiligung, ein 53-Prozent-Paket am Reisekonzern Thomas Cook, ist bereits an Banken und Anleihegläubiger verpfändet.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Arcandor
:Ein großer Gemischtwarenladen

Das Insolvenzverfahren bei Arcandor hat begonnen - und viele Traditionsmarken sind bedroht. Was sich genau hinter dem abstrakten Konzernnamen verbirgt - ein Überblick in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: