Hafenterminal Triest:Hamburg statt Peking

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Der Hamburger Hafen sichert sich die Mehrheit an einem Terminal in Triest. Das dürfte China nicht freuen, die Volksrepublik hat zuvor Interesse an einer Beteiligung gezeigt.

Von Thomas Fromm, München

Als der chinesische Präsident Xi Jinping im Frühjahr 2019 nach Rom kam, um dort über wirtschaftliche Zusammenarbeit, Investitionen und den weltweiten Ausbau der Seidenstraße zu sprechen, empfingen ihn die Italiener in einem ihrer prächtigen Renaissance-Paläste. Die Sache war ihnen wichtig, es ging schließlich um viel Geld. Im Zentrum des italienisch-chinesischen Treffens stand eine Absichtserklärung mit der China Communications Construction Company (CCCC) über große Beteiligungen in den Häfen von Genua und Triest. Schon zuvor hatten die Chinesen den Containerhafen im griechischen Piräus nach und nach übernommen, ein logistisches Puzzleteil in einem milliardenschweren Projekt, das die Welt mit einer neuen Seidenstraße zu überziehen und China gigantische Handelsrouten erschließen soll.

Nach Piräus nun Triest? Die alte Hafenstadt mit ihren Zugverbindungen in den Norden, nach Österreich, Deutschland und weiter, würde in Chinas Plan passen. Und das Geld, da waren sich alle einig, könnte man in Italien auch gut gebrauchen. Und dennoch gefiel den Italienern die Sache nicht recht. Kleinere Beteiligungen in chinesische Hände geben, ok - Ausverkauf nach Peking: nein. Bloß nicht abhängig werden. Und so ist auch jene deutsch-italienische Mitteilung dieser Woche zu verstehen.

Auf den ersten Blick eine klassische Wirtschaftsmeldung: Der Hamburger Hafen hat sich, um Fläche und Umschlagmengen auszubauen, die Mehrheit an einem Multifunktionsterminal in Triest gesichert; 50,1 Prozent der 28 Hektar großen "Piattaforma Logistica Trieste" soll an die Hamburger Hafengesellschaft HHLA gehen. Die HHLA ist außerhalb der Hansestadt auch in Odessa (Ukraine) und in Tallinn (Estland) an Häfen beteiligt. Warum nun auch Triest? Weil der Hafen in der nördlichen Adria mit eigenem Bahnanschluss auch ein Tor für Zentral- und Osteuropa sei, hieß es in Hamburg. Von dort aus könnten Waren schneller unter anderem nach Österreich und Süddeutschland transportiert werden. Ein Standortvorteil, der auch die chinesischen Interessenten gereizt hatte. In den kommenden Monaten soll das Terminal nun ausgebaut werden; Ziel ist, bis zu 300 000 Container und etwa 700 000 Tonnen Güter im Jahr umschlagen zu können.

"Niente più Cina ", "Nicht mehr China", schrieb eine regionale Wirtschaftszeitung in diesen Tagen. Dass die Italiener eigentlich lieber Hamburg als Peking im Hafen haben, daraus machen sie kein Geheimnis. Allerdings wird auch dies diskutiert: US-Präsident Donald Trump ließ die Italiener seinerzeit wegen der China-Avancen ermahnen. Spielt auch das eine Rolle bei der Entscheidung? Hafen-Chef Zeno D'Agostino spricht von einem "Abkommen zwischen Privaten". Die geopolitischen Hintergründe der Angelegenheit solle man nicht überinterpretieren.

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