Gründerszene:Grasland für Einhörner

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(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Die Zahl der Start-ups in Europa mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar wächst.

Von Elisabeth Dostert, Berlin

Unicorns, also Einhörner, heißen in der Gründerszene Firmen, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind. Sie sind selten. Lange sah es so aus, als sei Europa für sie ein schwieriges Territorium. Doch allmählich werden die Einhörner auch in Europa heimisch, zeigt eine Studie der Beratungs- und Investmentfirma GP Bullhound. Seit 2014, damals wurde die Studie "Titans of Tech" zum ersten Mal veröffentlicht, hat sich die Zahl der Unicorns in Europa von 30 auf 84 vervielfacht. Das eingesammelte Kapital legte von drei auf 28 Milliarden Dollar zu.

Die Studie erfasst private und börsennotierte Firmen, die im Jahr 2000 oder danach in Europa und Israel gegründet wurden, auch dann, wenn der Firmensitz später verlegt wurde, und die eine Affinität zu Internet und Software haben, also zum Beispiel Online-Händler, Plattformen, Spieleentwickler oder Finanzdienstleister. Nicht erfasst werden Start-ups aus den Bereichen Bio- und Umwelttechnologien. In die Analyse fließen nur solche Start-ups ein, die per Ende März 2019 mehr als eine Milliarde Dollar wert waren, Mitte Mai wurde die Bewertung noch einmal aktualisiert. Neu in den Club der Milliardäre schafften es in den zwölf Monaten per Ende März 21 Unternehmen (im Vorjahreszeitraum waren es 13). Darunter sind drei deutsche Gründungen: Celonis, ein auf die Auswertung und Visualisierung vieler Daten spezialisiertes Unternehmen, das Fintech N26 und der Online-Händler About You. Nur in Großbritannien gab es mehr neue Einhörner, insgesamt fünf. Mit 27 Einhörnern beherbergt das Königreich nach wie vor die meisten hochbewerteten Start-ups in Europa. Deutschland bringt es auf insgesamt elf.

Während sich in früheren Jahren viele Unicorns im Online-Handel mit Endverbrauchern tummelten, wie etwa Zalando, bieten mehr und mehr Unicorns Finanzdienste oder Produkte, Software oder Dienstleistungen für anderen Firmen.

Europa kann zwar zulegen. Von den 462 Start-ups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar sitzt aber rund die Hälfte in den USA, ein Drittel in Asien und 18 Prozent in Europa. Das Vertrauen der Investoren in europäische Tech-Start-ups nehme zu - anders als noch vor einem Jahrzehnt, als große Finanzierungsrunden mit mehr als 100 Millionen Dollar Gründern im Silicon Valley und später dann Asien vorbehalten waren. 2018 gab es in Europa laut GP Bullhound 32 dieser "Megarunden". Im Vorjahr waren es 20.

Allzu lange wird es also nicht mehr dauern, bis Europa auch den ersten "Titan" vorzeigen kann, das ist ein Start-up mit einer Bewertung von mehr als 50 Milliarden Dollar. Vielleicht 2021. Das Zeug dazu haben der Studie zufolge der schwedische Streamingdienst Spotify und der niederländische Bezahldienst Adyen.

© SZ vom 12.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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