Großbritannien:Giftabgabe und Verkaufsverbote

Auf der Insel werden viele Autos gebaut. Dennoch werden ab dem Jahr 2040 Diesel-Wagen verboten.

Von Björn Finke, London

Hersteller aus dem Vereinigten Königreich schneiden bei den Tests vergleichsweise gut ab. Die BMW-Tochter Mini überschreitet die Grenzwerte für den Stickoxid-Ausstoß bei Alltagsbedingungen um das Dreifache - schlimm genug, aber besser als der Durchschnitt. Bei den Modellen von Jaguar Land Rover, dem größten Autokonzern auf der Insel, ist es ähnlich. Das Unternehmen gehört dem indischen Tata-Konzern.

Großbritannien ist nicht nur ein wichtiger Produktionsstandort - auch mit einem riesigen Nissan-Werk -, sondern zugleich der zweitgrößte Absatzmarkt der Branche in Europa. Die Regierung förderte lange den Kauf von Modellen mit Dieselmotor, weil diese weniger Klimagase ausstoßen als Benziner. Doch der Dieselskandal hat das Image dieser Technik schwer beschädigt. 2016 ließ das Department for Transport, das Verkehrsministerium, die Stickoxid-Emissionen von 37 Dieselmodellen im Alltagsbetrieb testen und stellte fest, dass kein einziger Wagen die EU-Grenzwerte einhält. Im Februar 2017 warnte Verkehrsminister Chris Grayling dann die Autokäufer, sie sollten "genau darüber nachdenken", ob sich die Anschaffung eines Dieselmodells noch lohne. Der Marktanteil dieser Technik bei Neuwagen lag lange bei um die 50 Prozent; im Juni waren es nur noch 42,5 Prozent.

Von 2040 an dürfen in Großbritannien keine Autos mehr mit Verbrennungsmotor verkauft werden - das gilt für Benzin- und Dieselantriebe. Bereits von Oktober an müssen Fahrer alter Modelle mehr zahlen, wenn sie Londons Innenstadt ansteuern. Die Hauptstadt leidet unter schlechter Luft, weswegen für Benziner und Dieselautos, die nicht den Euro-4-Standards genügen, ein Aufpreis zur Maut fällig wird. Diese Toxicity Charge, also Giftabgabe, beträgt umgerechnet elf Euro am Tag.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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