Griechenland: Schuldenmisere:Helfen - aber dalli, dalli

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Erst New York, dann Tokio, schließlich Frankfurt: Nach der Herabstufung Griechenlands brechen weltweit die Börsenkurse ein. Verzweifelt versucht die Politik, die Panik zu bändigen - zugleich wird der Druck auf die Banken erhöht, an der Hilfe mitzuwirken.

Die Finanzmärkte sind geschockt. Nachdem die Ratingagentur Standard & Poor's die griechischen Anleihen auf Ramsch-Status eingestuft hat und auch Portugal bedenklich wackelt, sind weltweit die Aktienmärkte eingebrochen. In Tokio gab der Nikkei-Index um 2,47 Prozent auf 10.935 Punkte nach - und der Deutsche Aktienindex verlor am Vormittag stetig. Am Mittag hatte der Dax 1,7 Prozent seines Werts abgegeben und notierte bei 6054 Zählern. Besonders hoch waren die Verluste bei den Commerzbank-Aktien, sie verloren über sechs Prozent.

Demonstranten protestieren mit Ketten gegen die Sparpläne Griechenlands: Die Finanzmärkte haben mit Kursverlusten auf die Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's reagiert. (Foto: Foto: AFP)

Am Abend hatten die Herabstufungen auch an den US-Börsen starke Verluste verursacht. Der US-Leitindex Dow Jones durchbrach die Grenze von 11.000 Zählern und notierte zum Handelsschluss mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 10.992 Zählern.

Nicht einmal das überraschend deutlich gestiegene Verbrauchervertrauen in den USA konnte die Talfahrt verhindern. Besonders die Finanztitel verloren - allen voran JP Morgan (minus 3,37 Prozent) und Bank of America (minus 3,21 Prozent).

Fachleute verglichen die Schuldenkrise Griechenlands bereits mit dem Lehman-Desaster von 2008. So wie nach dem Fall von Lehman ein Unternehmen nach dem anderen nach unten gezogen worden sei, springe nun die Krise von Griechenland auf Portugal über, sagte ein Börsianer.

Auch die europäische Gemeinschaftswährung geriet ins Taumeln. Der Euro wurde zuletzt mit 1,3183 Dollar gehandelt und fiel damit erstmals seit etwa einem Jahr wieder unter die Marke von 1,32 Dollar.

In die Höhe trieb die Herabstufung Griechenlands auch die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. Am Vormittag rentierten zehnjährige Anleihen aus Athen mit 10,13 Prozent. Allein seit vergangenem Donnerstag hat sich damit die Rendite trotz des Hilfsgesuchs Griechenlands um einen Prozentpunkt erhöht. Dies ist für die Rentenmärkte eine gewaltige Bewegung. Der Risikoaufschlag zu deutschen Bundesanleihen lag am Mittwochmorgen bei 7,49 Prozent. Auch die Aufschläge für portugiesische Staatsanleihen verharrten nach der Herabstufung dieses Landes am Vortag auf einem erhöhten Niveau.

Verzweifelt versucht die Politik, die Panik zu bändigen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwägt offenbar, seine Finanzhilfen für Griechenland um zehn Milliarden Euro aufzustocken, berichtet die Financial Times unter Berufung auf hochrangige Bankmanager und Beamte in Washington und Athen. Der IWF hat Griechenland bereits im Rahmen des Hilfspakets mit der Eurozone 15 Milliarden Euro zugesagt. Die Eurozone will 30 Milliarden Euro bereitstellen.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy betonte unterdessen, die Verhandlungen über die Kredithilfen für Griechenland liefen nach Plan. Bis zum 19. Mai braucht Athen 8,5 Milliarden Euro. Die Frage einer Umschuldung stelle sich nicht, sagte Van Rompuy.

Es gibt jedoch auch Stimmen, die das anders sehen. "Diejenigen, die hohe Zinsen für Griechenland-Anleihen kassiert haben, sollten sich auch an den Kosten einer Rettungsaktion beteiligen", sagte Volker Wissing (FDP), der Vorsitzende des Finanzausschusses im Bundestag, der Frankfurter Rundschau. Wenn als Ultima Ratio eine Hilfe für Griechenland unvermeidlich sei, könne es nicht darum gehen, "Spekulanten zu belohnen".

Ähnlich äußerte sich der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Leo Dautzenberg. "Wir müssen die Möglichkeit prüfen, die Gläubiger Griechenlands heranzuziehen", sagte Dautzenberg. Darüber wolle seine Fraktion auch heute bei einem Treffen mit den Chefs des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank, Dominique Strauss-Kahn und Jean-Claude Trichet, sprechen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat dieses Ansinnen jedoch zurückgewiesen. "Lassen Sie es mich ganz deutlich sagen: Es geht nicht um Umschuldung, das ist kein Thema, und davon redet auch niemand, der in der Regierung ein Amt hat", sagte der CDU-Mann dem Handelsblatt.

Dabei schließt selbst die Deutsche Bank eine Beteiligung privater Geldinstitute nicht aus. Die Banken könnten dabei eine bestimmte Höhe des an den griechischen Staat verliehenen Geldes abschreiben, sagte Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer. "Der Hauptgedanke ist, dass die Geldgeber aus dem Privatsektor eine gewisse Summe zur Restrukturierung der Schulden des Landes beisteuern." Würde man die griechischen Schulden von 300 Milliarden Euro um die Hälfe verringern, könnte das Land wahrscheinlich an die Märkte zurückkehren und wieder Kapital aufnehmen, meinte Mayer.

Im Gegensatz zu anderen Kreditinstituten ist die Deutsche Bank von den Finanzproblemen Griechenlands jedoch ohnehin kaum betroffen. Hypo Real Estate und Commerzbank, die selbst durch staatliche Rettungsmaßnahmen vor dem Kollaps bewahrt wurden, haben den Griechen rund elf Milliarden Euro geliehen.

Finanzminister Schäuble hat indes Griechenland noch einmal die Unterstützung der Euro-Partner zugesagt. "Es muss uns jetzt darum gehen, das Hilfspaket, das wir am 11. April in der Eurogruppe formuliert haben, zu konkretisieren und umzusetzen und damit ein klares Signal zu senden, dass wir Griechenland nicht fallen lassen", sagte er dem Handelsblatt.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/apn/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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