Griechenland in Not:Dicht vorm Ramsch-Status

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Athen kommt einfach nicht zur Ruhe: Die Ratingagentur Fitch senkt die Kreditwürdigkeit Griechenlands, Investoren wetten auf schnelle Hilfe. Und offenbar sind die Details der Rettung geklärt.

Martin Hesse

Angesichts der zugespitzten Lage in Griechenland spekulieren Anleger und Analysten darauf, dass bereit in den nächsten Tagen Hilfen nach Athen fließen. Offenbar stehen nun die Details der Rettung. Die Regierung des Landes beteuerte erneut, sie wolle das Hilfsangebot nicht in Anspruch nehmen.

Nahrung erhielten die Spekulationen auf eine baldige Stützung Griechenlands am Freitag durch einen drastischen Schritt der Ratingagentur Fitch. Sie senkte die Note für die Kreditwürdigkeit des Landes um zwei Noten auf BBB-. Damit sind griechische Anleihen in den Augen von Fitch nur noch eine Stufe vom Ramsch-Status entfernt. Die weiteren Aussichten blieben negativ. Zwar sei es wahrscheinlich, dass Griechenland Unterstützung bekomme, doch die von der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Aussicht gestellte Hilfe müsse transparenter gemacht werden. Am Vortag hatte der Fitch-Analyst Chris Pryce das Land aufgefordert, sofort die angebotene Hilfe zu nutzen.

In EU-Kreisen gab es am Freitag widersprüchliche Aussagen zu den Konditionen, zu denen Euro-Länder Griechenland helfen wollen. Einerseits hieß es, der Rettungsmechanismus sei leicht geändert worden. "Eine Einigung ist erreicht", sagte ein Eingeweihter der Agentur Reuters nach dem Treffen des Wirtschafts- und Finanzausschusses.

Die Zinsen, die Euro-Staaten für bilaterale Kredite an Athen verlangen würden, seien in etwa so hoch, wie bei Hilfskrediten des IWF. Dagegen sagte eine Kommissionssprecherin, über den Zins werde erst entschieden, wenn Griechenland um Hilfe gebeten habe. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagte, die Finanzminister der Euro-Länder wollten die Details der Rettung erst Mitte April klären. Sie treffen sich am 16. April in Madrid.

Soros attackiert Deutschland

Die Höhe der von den EU-Staaten verlangten Zinsen galten als ein Grund, weshalb Investoren in den vergangenen Tagen trotz der Hilfszusagen an Athen auf eine Pleite des Landes spekuliert hatten. Wenn Griechenland für Hilfskredite ähnlich hohe Zinsen zahlen müsse wie derzeit am freien Markt, dann sei dem Land nicht geholfen, weil die Sparbemühungen so konterkariert würden, lautete die Begründung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dies aber zur Bedingung für Hilfszusagen gemacht. Der Finanzinvestor George Soros griff diese Haltung jetzt scharf an. "Wenn Deutschland sich darauf einlassen würde, Geld zu günstigeren Konditionen zu geben, würden die Marktzinsen fallen"', sagte Soros. "Ich hoffe, dass Deutschland erkennen wird, dass das Gerede über Kredite zu Marktzinsen die falsche Medizin ist. Das würde Griechenland in den Abgrund treiben."

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi erklärten nach einem Treffen am Freitag in Paris, die Euro-Länder seien jederzeit zur beschlossenen Hilfe bereit. "Ich rate niemandem, daran zu zweifeln, dass dieses Sicherheitsnetz bereitsteht und im Notfall auch kurzfristig angewandt wird", sagte auch ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Es gebe aber keinen Grund zu zweifeln, dass Griechenland die Refinanzierung seiner Schulden gelinge. Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou bekräftigte, Athen wolle den IWF und die EU vorerst nicht um Hilfe bitten. Zunächst will das Land am kommenden Dienstag versuchen, weiteres Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. Geplant sind Anleihen über bis zu 1,2 Milliarden Euro. Bis Ende Mai muss das Land 11,5 Milliarden Euro refinanzieren.

An den Finanzmärkten wird spekuliert, dass schon in den nächsten Tagen Hilfen an Griechenland fließen. Stephane Deo, Chefökonom für Europa bei der Schweizer Bank UBS schreibt nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg in einer Studie, eine "Intervention über das Wochenende sei eine klare Möglichkeit". Die Märkte beruhigten sich am Freitag etwas. Der Euro stieg auf ein Tageshoch von 1,3491 US-Dollar. Die Rendite zehnjähriger griechischer Staatsanleihen lag noch um 3,94 Prozentpunkte höher als bei Bundesanleihen. Am Vortag hatte dieser Risikoaufschlag mit über 4,5 Punkten den höchsten Stand seit Einführung des Euro erreicht.

© SZ vom 10./11.4.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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