Griechenland:Es läuft

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Athens Finanzminister Varoufakis verbreitet Zuversicht beim IWF und in Brüssel. Seine Regierung will den eingegangenen Verpflichtungen nachkommen.

Von Stephan Radomsky

Zahlt Athen, oder zahlt es nicht? Und vor allem: Hat die Regierung überhaupt noch genug Geld in der Kasse für die nächste fällige Rate? Seit Wochen rätselten Politiker genauso wie Fachleute über die finanzielle Lage im Staate Griechenland. Nun soll aber alles gut werden, wirklich, verspricht Finanzminister Yanis Varoufakis: Die Regierung in Athen werde die im Gegenzug für die gewährten Finanzhilfen eingegangenen Verpflichtungen allesamt erfüllen, sagte der Ökonom mit Krawatten-Aversion nach einem Treffen mit der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Griechenland beabsichtige, alle vereinbarten Auflagen gegenüber allen Gläubigern unbegrenzt einzuhalten, sagte Varoufakis (zweiter von links)

weiter. Lagarde dürfte das etwas beruhigt haben - schließlich soll der IWF als Nächstes eine Überweisung aus Athen erhalten: Am Donnerstag wird eine Kreditrate von 450 Millionen Euro fällig. Und um die hatte es zuletzt einige Verwirrung gegeben. So hatte Innenminister Nikos Voutsis die fristgerechte Rückzahlung infrage gestellt, ein Regierungssprecher sicherte sie dagegen kurz darauf zu.

Am Montag versuchte Varoufakis zudem, das zuletzt doch arg gebeutelte Verhältnis mit Brüssel wieder zu verbessern. Eine Lösung der griechischen Finanzkrise könne nur innerhalb der "europäischen Familie" gefunden werden, sagte der Finanzminister der Athener Wirtschaftszeitung Naftemboriki. Damit bezog er sich vor allem auf Befürchtungen, Athen könne versuchen, Kredite außerhalb der EU - etwa in Russland oder China - zu bekommen. Am Mittwoch reist Regierungschef Alexis Tsipras nach Moskau.

Wie es über diese Woche hinaus mit seinem Land und dessen Finanzen weitergeht und welche konkreten Gegenleistungen Athen für Hilfe erbringen wird, will Varoufakis dann auf dem Euro-Gruppen-Treffen am 24. April klären - zumindest vorläufig. Das wäre auch dringend nötig, denn das auslaufende Hilfsprogramm für Griechenland wurde bereits einmal Ende Februar um vier Monate verlängert. Trotzdem gibt es selbst darum noch Streit. So ringen die Gläubiger und die Regierung in Athen um die Auszahlung der letzten Kreditrate von 7,2 Milliarden Euro: Die Geldgeber verlangen die Vorlage eines tragfähigen Reformkonzepts, bevor Geld fließt. Zuletzt mussten daher bereits Staatskonzerne Kredite aufnehmen, um der Regierung über die Runden zu helfen.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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