Google Street View:20 deutsche Städte online

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Google Street View zeigt jetzt die 20 größten Städte online. Wer problematische Inhalte entdeckt, kann Widerspruch einlegen und das Bild entfernen lassen.

Googles umstrittener Online-Straßenatlas Street View ist in Deutschland gestartet. In der Nacht zu Donnerstag schaltete der Internet-Konzern die Panorama-Ansichten für zahlreiche Straßen in 20 großen Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt oder München frei.

Kuriose Fotos auf Street View
:Den Alltagswahnsinn voll im Blick

Googles Straßenansicht Street View ist nicht nur umstritten, sie liefert auch Einblicke in absurde Straßenszenen weltweit. Eine Rundreise in Bildern.

Wer als Google-Maps-Nutzer sich eine dieser Städte anschauen will, kann sich mit der Maus ein kleines gelbes Männchen über dem Schieberegler greifen und es auf den Stadtplan ziehen. Die entsprechenden Straßen werden dann blau markiert. Lässt man die Figur am gewünschten Ort fallen, schaltet Maps in den Street-View-Modus.

Mausbewegungen bei gedrückter linker Taste schwenken den Blick rechts- oder linksrum, zu Boden oder nach oben. Wo eine Lupe zu sehen ist, kann man das Bild heranzoomen.

Auch nach dem Start kann man noch Einspruch gegen die Veröffentlichung eines Fotos in dem Panoramadienst einlegen und so dafür sorgen, dass eine dargestellte Person oder ein Gebäude im Nachhinein unkenntlich gemacht wird.

In dem Bild, gegen das Widerspruch eingelegt werden soll, gibt es unten links neben der Copyright-Zeile den Hinweis "Ein Problem melden". Bei einem Klick mit der Maus darauf öffnet sich ein Online-Formular. Nutzer müssen darin zunächst angeben, warum sie das Foto für problematisch halten. Als Gründe kommen etwa Bedenken hinsichtlich der eigenen Privatsphäre in Frage. Aber auch Fotos "unangemessenen Inhalts" gelten als Problemfälle - darunter fallen "anstößige Inhalte" wie die Darstellung von Nackten. Anschließend müssen Nutzer mit einem Rahmen den Bildausschnitt festlegen, in dem das Problem besteht. Nach einer Sicherheitsabfrage zur Vorbeugung gegen automatisierte Spam-Aktionen wird die Beschwerde an Google geschickt.

Das Unternehmen hat zugesagt, alle solche Anfragen zügig zu bearbeiten und bei begründeten Einwänden das Bild aus dem Dienst zu entfernen. Internetnutzer sollten sich allerdings sicher sein, dass ein Bild nicht in dem Online-Dienst erscheinen soll, wenn sie sich beschweren. "Wieder entpixeln geht nicht", twitterte Google-Sprecher Stefan Keuchel. "Einmal verpixelt, immer verpixelt."

Street View war in Deutschland auf heftigen Widerstand von Politikern und Datenschützern gestoßen. Unter anderem Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte den Dienst als Eingriff in die Privatsphäre. Obwohl Google die Straßen schon lange mit seinen Kamerawagen abfotografiert hatte, ließ der Start jedoch lange auf sich warten.

Wie erwartet stößt man beim Betrachten der Straßenansichten relativ schnell auf verschwommen dargestellte Gebäude. Vorab hatten mehr als 244.000 Haushalte allein in den 20 Städten beantragt, ihre Wohnhäuser auf den Straßen-Aufnahmen unkenntlich zu machen. Google betont, dies seien lediglich knapp drei Prozent der betroffenen Haushalte - relativ wenig nach der großen Aufregung und Umfragen, in denen zum Teil die Hälfte der Bürger sich gegen den Dienst ausgesprochen hatte.

Die deutschen Straßenansichten bekommen trotzdem zahlreiche Lücken: Wenn auch nur ein Mieter eines Mehrfamilienhauses dies verlangt, wird das ganze Gebäude unscharf dargestellt. Datenschützer sprechen von bundesweit mehr als einer Million Haushalten, wenn der bisherige Anteil der Widersprüche auf das ganze Land hochgerechnet werde.

Google betont, dass Widersprüche gegen Street View jederzeit auch nach dem Start des Dienstes möglich sind. Gesichter und Autokennzeichen werden automatisch unkenntlich gemacht. Die 20 Städte sind Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal.

Anfang November gab der Internet-Riese bereits einen ersten kleinen Vorgeschmack: Google stellte Panorama-Bilder von bekannten Sehenswürdigkeiten aus fünf Städten ins Netz und ermöglichte virtuelle Rundgänge durch zehn Fußballstadien sowie die Gemeinde Oberstaufen im Allgäu.

Dabei blieb eine Panne nicht aus: Auf dem iPhone konnte man bei einigen Blickwinkeln auch manche Gebäude erkennen, die auf Wunsch von Mietern oder Eigentümern unkenntlich gemacht werden sollten. Google hatte allerdings auch gewarnt, dass dies passieren könnte. Jedes Haus muss auf mehreren Bildern verwischt werden.

Nach früheren Angaben stellte der Konzern extra dafür 200 Mitarbeiter ein. Für solche Fälle gibt es auf den Bildern den Link "Ein Problem melden". Für zusätzliches Misstrauen gegenüber Google hatte gesorgt, dass die Kamerawagen bei ihren Fahrten auch Daten aus unverschlüsselten WLAN-Netzen mitgeschnitten haben.

Google zufolge war es ein Software- Fehler, der über Jahre nicht entdeckt worden war. Die Daten seien nie ausgewertet worden. Nach Erkenntnissen aus anderen Ländern wurden zum Teil auch ganze E-Mails sowie Internet-Adressen und Passwörter gespeichert. In Deutschland laufen Untersuchungen von Datenschutz- Behörden und Staatsanwaltschaft dazu noch.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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