Google:"Hallo München"

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Der Internetkonzern Google eröffnet die erste Zukunftswerkstatt in Deutschland. Drei Einrichtungen sollen helfen, den Rückstand bei der Digitalisierung aufzuholen - Angebote gibt es nicht nur für Schüler.

Von Helmut Martin-Jung, München

"Und damit man das Programm nicht immer neu starten muss, kann man noch eine Wiederholungsschleife einbauen." Gesagt, getan - auf der sternförmigen Computer-Platine leuchten wie programmiert die Buchstaben für "Hallo München" nacheinander auf. Wenn alle Grundschüler in Deutschland schon so fix wären beim Programmieren wie hier die Drittklässler der Montessori-Schule aus Aufkirchen bei Erding, wäre überflüssig, was Wieland Holfelder, der Leiter des Münchner Entwicklungszentrums von Google, am Montag in Betrieb nahm: Die erste von drei Zukunftswerkstätten in Deutschland soll dabei helfen, den Rückstand bei der Digitalisierung aufzuholen.

In den Räumlichkeiten direkt neben Googles Entwicklungszentrum sollen aber nicht nur Kinder weitergebildet werden, sondern auch Lehrer und die Mitarbeiter von Unternehmen. Denn, wie die Internetbotschafterin der Bundesregierung bei der EU-Kommission, Gesche Joost, sagt: "Dass das Hightechland Deutschland bei der Digitalisierung im hinteren Drittel liegt, kann ja wohl nicht unser Ernst sein." Wenn man die Digitalisierung nicht nur als Konsument erleben, sondern auch gestalten wolle, müsse man sich darauf einlassen und nicht nur die Risiken der neuen Technologien betonen.

Da ihr die staatlichen Initiativen zu langsam vorangingen, hat Joost zusammen mit Partnern wie dem Fraunhofer-Institut und der Google-Stiftung das Calliope-Projekt gegründet. Calliope, so heißt die kleine sternförmige Experimentier-Platine, mit der sich unmittelbar und sehr kostengünstig ausprobieren lässt, ob auch alles funktioniert, was man programmiert hat.

Wieland Holfelder von Google hob hervor, dass Google zwar ein Interesse daran habe, dass es mehr IT-interessierten Nachwuchs gebe. Um an Programmen wie Calliope, das kostenlos an Schulen verteilt wird, oder der Roboter-Plattform Roberta teilzunehmen, müssten die Schüler aber keinen Google-Zugang haben, und es würden auch keine Daten gesammelt.

Sabine Uehlein von der Stiftung Lesen sah auch kein Problem darin, dass Schüler mithilfe von Google Virtual-Reality-Projekten etwa die Tiefsee erkunden können. Die Stiftung habe dazu Lernszenarien erarbeitet, mit denen dafür gesorgt werde, dass das VR-Erlebnis als Anreiz dient, darüber auch etwas zu lesen. Außerdem gehöre Medienkompetenz zur Bildung. Und die müsse ein Leben lang weitergehen, sagt Peter Kammerer von der Industrie- und Handelskammer Bayern. Der Verband will bald Kurse in der Zukunftswerkstatt anbieten.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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