Goldman Sachs: Blankfein unter Druck:"Er war sehr aggressiv"

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Nichts fürchtet die Bank Goldman so sehr wie den Vertrauensverlust ihrer Kunden. Darum versucht Bankchef Blankfein, dem Ärger mit der SEC eine politische Wendung zu geben.

Goldman Sachs wurde kalt erwischt: Dass die US-Börsenaufsicht sich ausgerechnet unmittelbar vor dem Wochenende auf die Bank stürzen würde - damit hatte dann doch keiner bei Goldman gerechnet. Und es wirft Fragen auf. Hatte die Börsenaufsicht den Fall absichtlich genau dann publik gemacht, als im Senat die Debatte über neue Regeln für die Finanzbranche begann?

Goldman-Chef Blankfein steht nach der Klage der SEC schwer unter Druck. (Foto: Foto: dpa)

Im Kern geht es darum, dass Goldman beim Verkauf eines komplexen Produkts an professionelle Kunden verschwiegen haben soll, dass ein großer Hedgefonds bei der Wette auf die künftige Entwicklung des US-Immobilienmarktes die Gegenposition eingenommen hatte - und somit auf einen Zusammenbruch des Immobilienmarktes setzte.

Bank-Chef Lloyd Blankfein versucht jetzt offenbar, die Betrugsvorwürfe gegen Goldman auf eine politische Ebene zu hieven.

"Er war sehr aggressiv", berichtet die Financial Times unter Berufung auf eine Person, die Blankfein angerufen hatte. "Er hat das Gefühl, dass die Regierung ihn erledigen will, dass sie angegriffen werden und das Ganze komplett politisch motiviert ist." Blankfein meine, die Klage der Börsenaufsicht SEC "schadet Amerika".

BayernLB kappt Verbindung zu Goldman

Auf andere habe er kämpferisch gewirkt und den Eindruck erweckt, als wolle er den Fall vor Gericht ausfechten, berichtete das Blatt weiter. Ziel der Gespräche sei es gewesen, bei den Geschäftspartnern um Vertrauen zu werben.

Die Vorwürfe zeigen längst Konsequenzen, auch in Deutschland. Politiker fordern, dass der Bund auf die Dienste von Goldman verzichten sollte und Institute wie etwa die BayernLB haben die Verbindungen zu Goldman gekappt. Die BayernLB - die mit üppigen staatlichen Hilfen gerettet werden musste - will mit diesem Schritt offenbar auf ihr Bild in der Öffentlichkeit Einfluss nehmen, heißt es in Finanzkreisen.

US-Präsident Barack Obama wies indes die Vermutungen zurück, dass die Betrugsvorwürfe politisch motiviert sein könnten. Die Börsenaufsicht SEC habe nie mit der US-Regierung über den Fall gesprochen, sagte Obama. Auch die SEC-Chefin Mary Schapiro behauptete, die Ermittlungen gegen Goldman seien "absolut nicht" politisch motiviert.

In dem SEC-Gremium, dass über die Klage gegen Goldman zu befinden hatte, waren die Ansichten über den Fall geteilt. Normalerweise ist die Aufsichtsbehörde bemüht, derart wichtige Entscheidungen einstimmig zu fällen, doch in dem fünfköpfigen Gremium stimmten zwei Mitglieder - beide aus der republikanischen Partei - gegen die Klage.

Unklar ist auch, inwieweit die Vorwürfe gegen Goldman am Ende haltbar sein werden: Es gibt keine klar fixierten Regeln für die Geschäfte professioneller Kunden untereinander. Auch ist offen, inwieweit die Beteiligten tatsächlich informiert wurden. Nach Angaben des US-Wirtschaftssenders CNBC liegt eine Zeugenaussage eines Managers des Hedgefonds vor. Demnach hat dieser einen der Hauptbetroffenen - die Finanzfirma ACA, die wesentlichen Einfluss auf das Goldman-Produkt hatte - im Vorfeld über die Pläne des Hedgefonds informiert.

Sowohl Bankchef Lloyd Blankfein als auch der direkt angeklagte Goldman-Manager Fabrice Tourre müssen sich einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge demnächst einem Ausschuss des Senats stellen. Die Anhörung finde am 27. April statt.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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