Gesundheitssystem:Private Krankenversicherung schockt Kunden mit Beitragserhöhung

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Mit der Erhöhung liegt die DKV deutlich über dem Marktdurchschnitt. (Foto: dpa-tmn)
  • Der private Krankenversicherer DKV erhöht seine Beiträge deutlich stärker als andere Kassen.
  • Hunderttausende Kunden müssen mehr zahlen. In manchen Tarifen steigen die Beiträge um bis zu 130 Euro im Monat.

Kunden der Deutschen Krankenversicherung (DKV) müssen für ihren Vollversicherungs-Schutz in diesem Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das Kölner Unternehmen, das zur Ergo-Gruppe der Munich Re gehört, erhöht die Beiträge in der privaten Vollversicherung zum 1. April im Durchschnitt um 7,8 Prozent.

Eine Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitung Tagesspiegel. Damit liegt die DKV, hinter der Debeka die Nummer zwei der Branche, deutlich über der durchschnittlichen Erhöhung im Markt der privaten Krankenversicherungen. Der Branchendienst Map-Report hatte die Beitragssteigerungen vor Kurzem auf 4,1 Prozent beziffert. Bei der DKV fällt sie nun deutlich höher aus. Davon sind 59 Prozent der 815 000 Vollversicherten betroffen.

Besonders schmerzlich wird es für Kunden im verkaufsstarken Tarif BM4. Hier beträgt das durchschnittliche Plus satte 29 Prozent. Ein wichtiger Grund sind deutlich gestiegene Kosten für die Gesundheitsversorgung. Auch durch die anhaltende Niedrigzinsphase geraten die Beiträge unter Druck. Die Steigerungen im Tarif BM4 wären noch extremer ausgefallen, wenn das Unternehmen nicht 439 Millionen Euro aus Rückstellungen zur Begrenzung eingesetzt hätte. Dadurch beträgt die Erhöhung maximal 129,90 Euro im Monat. Das betrifft allerdings nur den Tarifbeitrag, es können noch Risikozuschläge hinzukommen. Viele Kunden haben schon auf die Tarifanpassungen reagiert. Die DKV verzeichnet eine Flut von Rückfragen.

Das Krankenversicherungssystem in Deutschland

In Deutschland teilt die Marke von 54 900 Euro die Arbeitnehmer in zwei Gruppen: Wer übers Jahr gesehen weniger verdient, muss sich bei einer gesetzlichen Kasse als Pflichtversicherter krankenversichern (Stand 2015). Angestellte, die mehr verdienen, haben dagegen die Wahl: Sie können sich freiwillig bei einer gesetzlichen Kasse versichern oder einen Vertrag mit einem Privatunternehmen abschließen. Die Grenze wird vom Bundesarbeitsministerium jedes Jahr neu festgelegt.

Besser verdienende Angestellte (zurzeit liegt die Grenze bei einem Einkommen von 56 250 Euro im Jahr), Beamte und Selbständige können sich privat oder gesetzlich versichern. Sie sind nicht zur Mitgliedschaft in der gesetzlichen Versicherung verpflichtet. Für Beamte lohnt sich die freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung in der Regel jedoch nicht, da sie und ihre Familienmitglieder als privat Versicherte einen staatlichen Zuschuss von bis zu 80 Prozent zu den Krankenkosten erhalten.

© SZ vom 04.03.2016/iss - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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