Landesbanken: Fusion geplatzt:Ach, die WestLB

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Wollte er überhaupt die Fusion mit der WestLB? Oder war alles nur Taktik? BayernLB-Chef Gerd Häusler hat jedenfalls die Verhandlungen über einen Zusammenschluss beider Banken scheitern lassen.

Martin Hesse

Kleine Provokationen kann sich Gerd Häusler gelegentlich nicht verkneifen. Als der BayernLB-Chef vor sechs Wochen die Öffentlichkeit mit der Ankündigung überraschte, eine Fusion mit der WestLB zu prüfen, stellte er gleich klar, die BayernLB sei der größere Partner.

BayernLB-Chef Gerd Häusler sagte schon früh über die mögliche Fusion mit der WestLB: "Wir sind der größere Partner." In diesem forschen Ton sah schon damals mancher Beobachter kein gutes Omen. (Foto: dpa)

Zwar ist das auch objektiv betrachtet so, doch bei der WestLB kam der forsche Ton, mit dem Häusler in die Verhandlungen ging, nicht gut an. Manch einer sah darin kein gutes Omen für das gemeinsame Vorhaben. Nun hat Häusler die Gespräche für beendet erklärt. Und der Zufall will es, dass die BayernLB ausgerechnet an diesem Tag eine Niederlassung in Düsseldorf eröffnet, der Heimat der WestLB.

Häusler wird nun mit dem Vorwurf leben müssen, er habe die Fusion von Anfang an nicht ernsthaft gewollt. In Finanzkreisen heißt es, er sei im Spätsommer aus taktischen Gründen vorgeprescht: Indem er die Initiative für Gespräche mit der WestLB ergriff, vermied er es, sich von der Politik zu solchen Gesprächen drängen lassen zu müssen.

Das Mantra von der Unabhängigkeit

Die Bundesregierung in Berlin, die seit knapp einem Jahr mit einer stillen Einlage an der WestLB beteiligt ist, drängt auf Zusammenschlüsse unter den Landesbanken. Häusler aber hat die Unabhängigkeit von der Politik seit seinem ersten Arbeitstag bei der BayernLB im April wie ein Mantra vor sich hergetragen. Das galt vor allem der bayerischen Landesregierung und der lange gepflegten Tradition der Einmischung in die Bank.

Die Folgen dieser Politik haben Häusler in den vergangenen Wochen so stark beschäftigt, dass er kaum Zeit fand, sich mit der WestLB zu befassen. Die Kanzleien Hengeler Mueller und Flick Gocke Schaumburg hatten tausend Seiten starke Gutachten vorgelegt, die sich mit der Frage befassten, ob ehemalige Vorstände und Verwaltungsräte der BayernLB für Milliardenverluste aus US-Immobilienspekulationen und dem Kauf der Kärntner Bank Hypo Alpe Adria haftbar gemacht werden können.

Gegen die Ex-Vorstände bereitet der heutige Verwaltungsrat um Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) Klagen vor. Über Klagen gegen Ex-Verwaltungsräte aber muss der Vorstand entscheiden. Und so brütet Gerd Häusler über der Frage, ob er Fahrenschons Parteifreunde Kurt Faltlhauser, Erwin Huber und Günther Beckstein vor Gericht zerren soll.

Kühl gerechnet

All das hat die Gespräche mit der WestLB erschwert. Die Gründe für das Scheitern aber sollen andere sein. Während Häusler juristische Gutachten las, wälzten Dutzende Mitarbeiter und externe Berater in Arbeitsgruppen Zahlen und Geschäftspläne der WestLB.

In den vergangenen Wochen habe sich dann abgezeichnet, dass die Rechnung aus Sicht der BayernLB nicht aufgeht. Und betriebswirtschaftliche Rechnungen, so wird in Häuslers Umfeld betont, seien das einzige, was für ihn zähle.

Am Mittwochabend senkte der Vorstand der BayernLB einstimmig den Daumen über die Fusionspläne. Im Umfeld der BayernLB wird bestritten, dass der 59-jährige Häusler die Verhandlungen gar nicht ernsthaft betrieben habe. Doch am Ende zeigte sich der kühl rechnende Investmentbanker in ihm, als der er einst bei der Dresdner Bank arbeitete, später bei Lazard und schließlich beim amerikanischen Finanzinvestor Ripplewood.

Häusler will die BayernLB nun erst einmal als alleinstehende Bank führen. Die sich abzeichnenden Ergebnisse für die ersten neun Monate zeigten, dass man auf dem richtigen Weg sei, sagte er am Donnerstag. Letztlich habe Häusler sich auch deswegen gegen die Fusion entschieden, weil die BayernLB auch ohne die WestLB wieder gut dastehe, heißt es in seinem Umfeld. Die zusätzlichen Chancen einer Fusion rechtfertigten nicht die damit verbundenen Risiken.

Doch an der Überlebensfähigkeit der BayernLB bestehen Zweifel. Anfang nächsten Jahres dürfte die EU für jene zehn Milliarden an Staatshilfen, die der Freistaat in die Landesbank gesteckt hat, harte Auflage machen und einen Eigentümerwechsel fordern.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Häusler wieder Fusions- oder Verkaufsgespräche führen muss. Auch der politische Druck dürfte dann wieder steigen. Zwar erklärte CSU-Chef Horst Seehofer am Donnerstag, die BayernLB komme derzeit auch alleine klar. Doch möglichst bald will er das Steuergeld wiedersehen, dass er in die Bank gesteckt hat.

© SZ vom 05.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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