Erleichterung bei den Mitarbeitern von Microsoft: Die umstrittene Schließung von drei deutschen Standorten ist vom Tisch. Die drei Büros in Hamburg, Böblingen und Bad Homburg bleiben erhalten. Damit beugt sich der Konzern zum einen dem Druck der Mitarbeiter, zum anderen aber auch dem von Kunden und Geschäftspartnern. Diese hatten die angekündigte Schließung als einen Rückzug aus der Region verstanden und heftig kritisiert.
In den drei Niederlassungen arbeiten etwa 500 der insgesamt 2700 Mitarbeiter in Deutschland. Das Büro in Böblingen sollte bereits Ende des Jahres geschlossen werden, in Bad Homburg sollte es im nächsten Jahr, in Hamburg im übernächsten Jahr so weit sein.
Im Juli hatte Microsoft angekündigt, diese drei Niederlassungen zu schließen. Die Mitarbeiter sollten von zu Hause aus arbeiten können. "Wenn man heute zum Beispiel unser Hamburger Büro besucht, läuft man nicht selten durch leere Räume, weil die Kollegen alle unterwegs oder bei Kunden sind. Natürlich fragen wir uns dann, ob es sinnvoll ist, ungenutzten Büroraum vorzuhalten", hatte Deutschland-Chef Christian Illek kürzlich im Interview mit der SZ gesagt.
Während das Unternehmen die neuen Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens pries, sorgte der Plan unter den betroffenen Mitarbeitern für viel Frust. In Umfragen zeigte sich, dass 75 bis 90 Prozent der Mitarbeiter auf eine Anlaufstelle nicht verzichten wollte. Der Betriebsrat listete zudem mehrere offene Fragen auf. Zwei standen im Mittelpunkt der wochenlangen Verhandlungen: Wer trägt die Kosten für die Büroausstattung? Und wird es auch für die Mitarbeiter im Homeoffice einen Betriebsrat geben?
Letztlich, so heißt es unter den Teilnehmern der Verhandlungen, wäre der Aufschlag auf das Gehalt der Mitarbeiter im Homeoffice wohl so hoch gewesen, dass sich die Schließung nicht gerechnet hätte. Microsoft hatte mit Einsparungen in Höhe von 3,6 Millionen Dollar* gerechnet. Das Geld sollte an anderer Stelle investiert werden.
In Berlin wurde in der Prachtstraße Unter den Linden gerade erst ein neues Büro eröffnet, das auf mehreren Standorten eine Art Begegnungsstätte sein soll. Im Erdgeschoss können sich Kunden die Tablets und Smartphones aus dem Hause Microsoft ansehen. Unterm Dach tüfteln Gründer an neuen Ideen im Netz, die der Konzern unterstützt. Auch in München will Microsoft 2016 ein neues Büro in Schwabing eröffnen, statt das jetzige Büro vor den Toren der Stadt zu verlängern.
Nun also die Rolle rückwärts: Microsoft ist sich mit den Betriebsräten darin einig, die Fläche der neuen Büros zu verkleinern. "Für Böblingen steht die Anmietung einer neuen Fläche unmittelbar bevor. Für Bad Homburg und Hamburg haben wir etwas mehr Zeit, die Vorschläge der lokalen Arbeitsgruppe zu prüfen und umzusetzen", versprach Finanzchefin Anja Krusel den Mitarbeitern in einer E-Mail. "Alle Mitarbeiter sollen künftig die Wahlfreiheit haben, ob sie von zu Hause arbeiten oder in die Büros kommen."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand an dieser Stelle "3,5 Millionen Dollar". Das ist nicht korrekt.