Geldwerkstatt:Sind Garantiefonds ohne Risiko wirklich sinnvoll?

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Die Prospekte versprechen zwar eine sichere, ordentliche Rendite ohne Risiko. Doch Experten halten Garantiefonds nur in Ausnahmefällen für empfehlenswert. Ihr Urteil: Sie sind oft zu kompliziert.

Von Jan Willmroth

So klingt der Traum eines jeden risikobewussten Anlegers. Ein Produkt, das jeden Wunsch gleichzeitig abdeckt: eine ordentliche Rendite, das Versprechen, sich nicht kümmern zu müssen - und die Gewissheit, das Geld sicher verwahrt zu haben. Ertragsbringer ohne Risiko. Wie schön das wäre, gerade jetzt, nachdem die Börsenkurse jahrelang gestiegen sind und der jüngste Krach gezeigt hat, wie viel riskanter Investitionen am Aktienmarkt geworden sind.

Solche Produkte existieren tatsächlich. Zumindest gibt es bei Banken und Fondsgesellschaften Prospekte, in denen sie all das auf einmal versprechen. Es sind Prospekte für Garantiefonds. Das sind Investmentfonds, bei denen der Emittent dem Anleger vertraglich garantiert, dass er sein eingesetztes Kapital zurückerhält. Bisweilen heißen die Anlage-Vehikel auch wertbesicherte Fonds. Nach den Zahlen des Fonds-Branchenverbandes BVI haben Kunden in Deutschland derzeit etwa 26,5 Milliarden Euro in derartige Produkte investiert. Die meisten von ihnen hätten das wohl besser nicht getan.

Garantiefonds enthalten in der Regel eine Mischung aus Aktien und Zinspapieren, beispielsweise Staatsanleihen. Die verzinslichen Papiere sollen - ähnlich einem selbst zusammengestellten Portfolio - auch als Sicherheit für Verluste am Aktienmarkt dienen. Ein großer Teil des Geldes steckt zumeist in Tagesgeld-Produkten. Für die gibt es momentan so gut wie keine Zinsen. Je geringer aber die Marktzinsen, desto mehr Geld muss das Management in Anleihen investieren, um zu einem bestimmten Stichtag inklusive Zinsen und Zinseszinsen die garantierte Summe zu erreichen, selbst wenn die Aktienmärkte einbrechen. Je niedriger die Zinsen, desto geringer ist der übrige Vermögensanteil, der in Aktien investiert werden kann - das geht zu Lasten der Rendite.

Experten halten Garantiefonds nur in Ausnahmefällen für empfehlenswert. Eine Untersuchung der Zeitschrift Finanztest zeigte vor gut zwei Jahren, dass die Aussicht auf gute Renditen bei allen Produkten gering ist. Die Experten der Fachzeitschrift legen sich eher selten so eindeutig fest. Man könne keinen Garantiefonds empfehlen, schrieben sie. Eine wesentliche Kritik: Die Produkte sind mitunter so kompliziert, dass sie ein Bankkunde ohne größeres Hintergrundwissen nicht versteht. Für Publikumsfonds eine schlechte Voraussetzung.

Zudem ist die Garantie oft auf weniger als 100 Prozent der Anlagesumme begrenzt, Anleger können also sogar Verluste einfahren. Mitunter beschränkt sich eine Garantie auch nur auf die vergangenen zwölf Monate, zuvor angefallene Verluste werden also nicht mehr berücksichtigt. Zudem sind nicht alle wertbesicherten Produkte mit einer vollwertigen Garantie versehen, die im Zweifelsfall einklagbar wäre. Garantiefonds mit fester Laufzeit sichern das Vermögen der Anleger möglicherweise auch mit Put-Optionen gegen fallende Kurse ab - sofern die zugrunde liegenden Wertpapiere allerdings nicht deutlich im Wert steigen, zehren die Absicherungskosten die Rendite zusätzlich auf. Wegen der vielen Probleme haben die großen Fondshäuser in den vergangenen Jahren darauf verzichtet, neue Garantieprodukte aufzulegen.

Die in wertbesicherten Produkten insgesamt angelegte Summe ist daher in den vergangenen Jahren zurecht gesunken. Die Fonds sind einfach zu schlecht. Anleger fahren besser mit Portfolios, die sie selbst zusammenstellen und gegen Risiken absichern.

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© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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