Geldwerkstatt:Kleinvieh macht auch Mist

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Wie soll man jetzt Geld für die Kinder und Enkel anlegen? Eine Frage von Martha R. aus Berlin.

Von Jan Willmroth

Die erste eigene Wohnung, Starthilfe bei der Ausbildung, ein Studium im Ausland: Mit zunehmendem Lebensalter häufen sich die Gelegenheiten, die eigenen Kinder oder Enkel auf ihrem Weg finanziell zu unterstützen. In vielen Fällen wird das ziemlich teuer. Es lohnt sich, früh an solche Dinge zu denken. Je eher man Geld für den Nachwuchs zurücklegt, desto größer wird der Sparbetrag und desto weniger belasten hohe Ausgaben für Sohn und Tochter später das eigene Einkommen. Wie sicher das Geld angelegt sein sollte, hängt dabei vom Zeitraum und den konkreten Sparzielen ab.

Aber es ist in jüngster Zeit nicht leichter geworden, die richtigen Produkte für solche Vorhaben zu finden. Die Zinsen auf Spareinlagen verharren auf historisch niedrigem Stand. Die Europäische Zentralbank hat erneut die Zinsen gesenkt, kauft für noch mehr Milliarden Anleihen am Markt und belastet die Banken empfindlich mit negativen Einlagezinsen. Wer sein Geld absolut sicher anlegen möchte, erhält auf absehbare Zeit keine vernünftigen Zinsen. Um die Inflation bereinigt, erzielen viele Kunden mit gängigen Sparprodukten sogar Verlust.

Doch nur wer zehn, fünfzehn oder mehr Jahre für seine Kinder sparen will, sollte auch riskantere Kapitalmarktprodukte einbeziehen. Für alle anderen sind zuvorderst Banksparpläne, Tages- und Festgeldkonten die richtige Wahl. Zinsen von teilweise nur noch 0,25 Prozent und weniger müssen Eltern und Großeltern dann verschmerzen. Wer dennoch monatlich etwa 100 Euro oder das Kindergeld von 184 Euro anspart, hat nach einigen Jahren eine hübsche Summe zusammen. Aus steuerlichen Gründen sollten Sparer Konten vorziehen, die sie auf den Namen ihrer Kinder anmelden können. Sparpläne gibt es mit variabler und fester Verzinsung. Weil Banken mit Prämien und Boni werben, sind Angebote oft schwer vergleichbar. Wer geduldig sucht, findet beispielsweise bei den Banken der Automobilhersteller noch vergleichsweise attraktive Zinsen.

Für längere Anlagezeiträume empfiehlt es sich, zumindest einen Teil des Geldes in Fondssparpläne zu investieren. Dabei stehen - die günstigste Alternative - eigenständig verwaltete Depots bei Onlinebrokern zur Wahl, Fondskonten bei speziellen Fondsbanken oder Fondssparpläne bei Haus- und Filialbanken.

Der in den vergangenen Jahren gereifte Markt für börsengehandelte Fonds (ETFs) macht es vergleichsweise sicher und günstig, breit gestreut in Aktien- und Anleihemärkte zu investieren. Wer sich die Auswahl eigener ETFs nicht zutraut, findet inzwischen eine Alternative bei ETF-Anbietern und Vermögensverwaltern im Netz: Sogenannte Robo-Berater, die je nach Sparziel und Risikoneigung automatisch das Geld der Sparer auf verschiedene ETF-Produkte aufteilt. Wer kann, passt die Raten an langfristige Börsenschwankungen an und erhöht während einer Baisse den Sparbetrag.

Versicherer haben zudem sogenannte Ausbildungsversicherungen im Programm, die dem jeweiligen Kind zum Ende der Laufzeit einen bestimmten Betrag zusichern - auch dann, wenn der Versicherungsnehmer stirbt. Die sind zwar häufig attraktiver verzinst, aber auch teuer. Verbraucherschützer halten sie deshalb für ungeeignet; die gleichen Ziele sind auch mit normalen Sparprodukten zu erreichen. Die sind allemal flexibler und heutzutage generell eher zu empfehlen als andere langfristig orientierte Versicherungsprodukte.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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