Geldwerkstatt:Guter Mix, schlechter Mix

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Mischfonds versprechen viel und sind sehr gefragt. Etwa 33,4 Milliarden Euro haben die Anleger in diesem Jahr in die Produktklasse investiert. Das ist ein Rekordwert. Sollte man weiter auf diese Produkte vertrauen?

Von Jan Willmroth

Das Versprechen klingt gut. Irgendwie hat man sich das ja schon immer gewünscht, auch schon, als die Zinsen noch höher waren: Anlageprodukte, die ein bisschen von allem haben; die von steigenden Aktienkursen profitieren und von regelmäßigen Zahlungen, wie Anleihen sie bieten. Das alles abgesichert mit Derivaten. Je nach Marktlage schichtet das Fondsmanagement um, kauft mehr Aktien oder schwenkt mehr zu Anleihen um - und sorgt so für gute Erträge bei geringem Risiko. Mischfonds heißen die Produkte, die all das versprechen.

Wenn wie derzeit die Zinserträge mager und die Vorbehalte gegen Aktien groß sind, lassen sich solche Produkte prima verkaufen. Das Versprechen klingt so gut, dass Anleger dem Fondsverband BVI zufolge seit Jahresbeginn 33,4 Milliarden Euro in diese Produktklasse investiert haben. Das ist ein Rekordwert. Erstmals hat das Volumen der Mischfonds in diesem Jahr jenes der Rentenfonds, also reiner Anleihen-Fonds, übertroffen.

Die Verkäufer in Banken und Sparkassen haben viele Argumente auf ihrer Seite, wenn sie Sparern die Alleskönner-Fonds andienen. Seit der Finanzkrise sind sowohl Aktien als auch Anleihen wunderbar gelaufen, man kann also schöne, steigende Kurven zeigen. Nur: Mit der Mischung aus Aktien und Anleihen konnten Fondsmanager in den vergangenen Jahren eben nicht besonders viel falsch machen. Das sagt aber nichts über die Zukunft dieser Anlageklasse aus und damit über die Zukunft der vielen Sparer-Milliarden, die darin stecken. Schon jetzt lässt der Blick auf das kommende Jahr nichts Gutes erahnen. Während der vergangenen Monate haben Anleihekurse teils heftig geschwankt. Sichere Papiere werfen kaum noch laufende Erträge ab. Und bei Aktien scheint das Aufwärtspotenzial inzwischen begrenzt.

Die Idee, Aktien und Anleihen in einem Fonds zu vereinen und die Aufteilung zwischen beiden einem Manager zu überlassen, ist überhaupt nicht neu. Den ersten klassischen Mischfonds legte 1950 der Vorläufer der heutigen Allianz Global Investors auf. Lange Zeit waren die Produkte Exoten - bis die Finanzkrise kam. Immer neue Mischfonds wurden seither aufgelegt und beworben.

Das Argument: Mit einer klugen Aufteilung und rechtzeitigem Hin- und Herwechseln zwischen Aktien und Anleihen profitieren die Fonds in einem steigenden Markt und vermeiden bei negativen Marktentwicklungen größere Verluste. Die Experten von Sauren Fonds-Research haben für dieses Timing ein prägnantes Wort gefunden: Kunststück.

Das gelingt offenbar selten, wie eine Studie von Sauren zeigt: Verglichen mit einer Standard-Aufteilung von je 50 Prozent Aktien und Anleihen schneiden ausgewogene Mischfonds auch im Zehn-Jahres-Vergleich schlechter ab. Die absolute Wertentwicklung klassischer Mischfonds in den letzten Jahren sei erfreulich, resümieren die Sauren-Experten. Die Fonds hätten aber vor allem gut ausgesehen, weil sich Aktien und Anleihen in den vergangenen Jahren stark gleichlaufend entwickelt haben, geht aus der Studie hervor. "Die Wertzuwächse stellen insofern keinen Beleg für die Leistungen der Fondsmanager dar", heißt es weiter. Kaum jemand habe es geschafft, einen Mehrwert gegenüber der allgemeinen Marktentwicklung zu erzielen. Das ist ein vernichtendes Urteil . Für geeigneter hält Sauren derzeit moderne Absolute-Return-Fonds, die neben Aktien und Anleihen noch weitere Produkte als dritte Säule einbauen.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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