Gegen die Kreditklemme:Millionen für den Mittelstand

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Mit dem Konjunkturprogramm will die Regierung Geld in die Wirtschaft pumpen. Doch wie kommt die einzelne Firma ans Geld vom Staat? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer kann Kredite beantragen?

Wissen wie: Wer wegen der Krise einen Staatskredit braucht, hat gute Chancen auf Geld, muss aber einiges bedenken. (Foto: Foto: dpa)

Kleine und mittlere Unternehmen bis 500 Millionen Euro Umsatz und Freiberufler. Große Unternehmen mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz, die keinen Zugang zum Kapitalmarkt haben. Ausgeschlossen sind Firmen, die schon vor dem 1. Juni 2008 ein Sanierungsfall waren. Es werden ausschließlich krisenbedingte Engpässe überbrückt.

Was wird gefördert?

Investitionen, Betriebsmittel, Warenlager, Liquiditätsbedarf, aber alles nur in Deutschland.

Wie viel Geld gibt es maximal pro Unternehmen?

Es gibt in der Regel 50 Millionen Euro pro Vorhaben für den Mittelstand. Große Firmen erhalten maximal 300 Millionen Euro pro Unternehmensgruppe.

Wie sind die Laufzeiten?

Das hängt vom Förderzweck ab. Betriebsmittel werden höchstens fünf Jahre, Investitionen acht Jahre gefördert. Bei langlebigen Investitionen wie Bauvorhaben sind es bis zu 15 Jahren.

Wo muss beantragt werden?

Der Antrag muss immer bei der Hausbank gestellt werden, die diesen dann an die KfW weiterleitet. Bei der KfW können sich die Firmen aber im Internet ( www.kfw-mittelstandsbank.de) informieren und telefonisch beraten lassen. Interessenten sollten ihre Hausbank auf die Programme ansprechen.

Warum können die Kredite nicht bei der KfW beantragt werden?

Die KfW darf als Staatsbank den Banken und Sparkassen das Kreditgeschäft nicht streitig machen. Das würden die Wettbewerbshüter der EU auch nicht dulden. Sie darf nur dort fördern, wo der normale Wettbewerb nicht richtig funktioniert, bestimmte politische Ziele verfolgt werden oder zum Beispiel in konjunkturell schlechten Zeiten.

Welche Unterlagen sind nötig?

Sämtliche Unterlagen, die auch für einen normalen Kredit von einer Bank benötigt würden. Dazu zählen Zahlen zu Bilanz und Ertragsrechnung, Dokumente über die Sicherheiten und auch Angaben zum Geschäftsmodell.

Wann kommt die Auszahlung?

Zwischen dem ersten Kontakt mit der Hausbank und der Bewilligung des Kredits durch die KfW können mehrere Wochen vergehen. Häufig fehlen einige Unterlagen, die die Bank an die KfW weiterleitet oder die noch vom Kreditnehmer nachgereicht werden müssen.

Wie hoch sind die Kosten?

Der Zinssatz für den Kreditnehmer orientiert sich am Marktniveau, Bonität und Sicherheiten. Derzeit liegt der Zinssatz bei 4,37 bis 7,34 Prozent effektiv je nach Vorhaben, Bonität und Risikoeinschätzung.

Wie prüft die KfW die Kredite?

Die KfW hat ein eigenes System, um die Bonität einer Firma zu prüfen. Sie nimmt 20 verschiedene Abstufungen vor und kann zu einem anderen Urteil als die Hausbank kommen. Schon deshalb kann es lohnen, die KfW mit einzuschalten, wenn die Hausbank einen Kredit ablehnt und der Kreditnehmer von seinem Geschäftsmodell überzeugt ist.

Sind die Chancen auf einen Kredit bei der KfW durch das Bonitätssystem besser - oder schlechter?

Ziel der abgestuften Bonität ist es, dass Unternehmen mit einer schwächeren Bonität überhaupt einen Kredit bekommen - wenn auch eben zu teureren Bedingungen. Bei einem einheitlichen Zinssatz würden Unternehmen mit knapp ausreichender Bonität eher keine Kredite mehr bekommen.

An welche Bedingungen ist die Auszahlung des Kredites geknüpft?

An die im Kreditantrag angegebene Verwendung. Dort muss drinstehen, wofür das Geld gebraucht wird, zum Beispiel für eine bestimmte Investition. Die Hausbank ruft die Mittel je nach akutem Bedarf ab. Ein Unternehmen kann sich also nicht den Betrag auszahlen lassen und auf einem Festgeldkonto anlegen.

Wer kontrolliert die Einhaltung?

Die Hausbank kontrolliert die Verwendung des Kredits.

Was passiert bei Verstößen?

Bei Verstößen kann der Kredit kurzfristig gekündigt werden. Er muss dann zurückbezahlt werden.

Gibt es Alternativen zu den Krediten der KfW?

Auch die Landesförderinstitute bieten Programme. Diese können im Einzelfall sogar günstiger sein als die der KfW, weil sie noch einmal zinsverbilligt sind. Daneben gibt es die Landesprogramme mit Bürgschaften die vor allem unter dem Zinsaspekt für bonitätsstarke Unternehmen mit guten Sicherheiten attraktiv sein können.

Wie können Mittelständler ihre Chancen verbessern?

Ein Unternehmen sollte sein aktuelles Rating erfragen und mit der Bank darüber sprechen, wie er dies verbessern kann und Erfolge dokumentieren. Er kann im Zweifel mit anderen Banken sprechen. Kommt ein Förderprogramm in Frage, sollte sich der Unternehmer bei der KfW oder den Landesförderinstituten über die Produkte informieren und nicht erst beim Kundenberater der Bank. Es ist besser, gut vorbereitet in das Gespräch mit der Bank zu gehen.

© SZ vom 02.07.2009/kaf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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