Gebühren an Bankautomaten:Teures Fremdgehen

Lesezeit: 3 min

Zoff um die Gebühren: Sparkassen wollen fünf Euro fürs Geldabheben bei anderen Instituten verlangen, private Banken hingegen wären mit zwei Euro zufrieden.

Daniela Kuhr, Berlin

Sparkassen und Volksbanken streiten weiter mit den privaten Banken über die Gebühren beim Abheben vom Geldautomaten. Das war am Freitag aus Finanzkreisen zu erfahren. Gerüchte, es gebe bereits eine Einigung, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die Positionen scheinen noch weit auseinander zu liegen. Den Informationen zufolge sind die Sparkassen und Volksbanken bereit, die Gebühren für das Abheben an Geldautomaten für Fremdkunden auf fünf Euro zu begrenzen. Den privaten Banken dagegen schwebt eine Gebühr von höchstens zwei Euro vor.

Für Kunden, die am Automaten eines fremden Instituts Geld abheben, sind die anfallenden Gebühren vor allem deshalb so ärgerlich, weil sie zum Zeitpunkt des Abhebens gar nicht wissen, wie viel ihnen in Rechnung gestellt wird. Das erfahren sie erst Tage später beim Blick auf den Kontoauszug. Und da kommt es häufig zu einer bösen Überraschung.

Im Schnitt müssen Kunden fürs Fremdgehen derzeit laut einer Erhebung der Frankfurter Finanzberatung FMH 5,64 Euro bezahlen. In einzelnen Fällen wurden sogar bis zu zehn Euro fällig. Verbraucherschützer stört diese Intransparenz schon lange. Gerd Billen, Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, spricht von "Wucher" und fordert die Politik auf, die Gebühren zu deckeln. Inzwischen hat sich auch das Bundeskartellamt eingeschaltet und untersucht, ob die Gebühren überhöht sind, ob Banken damit womöglich eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen und den Wettbewerb behindern.

Um die Bedenken der Kritiker abzumildern, trafen sich Anfang der Woche Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken zu einem Spitzengespräch und erarbeiteten ein Eckpunkte-Papier. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sehen diese Eckpunkte unter anderem vor, die Gebühr aus fünf bis sechs Euro zu begrenzen. Zudem soll der anfallende Betrag dem Kunden in Zukunft vor dem Abheben angezeigt werden.

Die Bedeutung des Eckpunkte-Papiers ist unter den Verbänden jedoch umstritten. Während Sparkassen und Volksbanken darin bereits eine Einigung sehen, halten die privaten Banken es nur für eine Gesprächsgrundlage. Beim Bundesverband deutscher Banken (BdB), der die privaten Banken vertritt, hieß es dazu am Freitag: "Bislang gibt es keine Einigung, die Kreditwirtschaft verhandelt über eine Lösung. Eckpunkte werden derzeit zwischen den Verbänden und mit dem Kartellamt besprochen."

Kritik von Aigner

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wäre eine Gebühr von fünf Euro zu hoch. "Ich sehe hier noch Luft nach unten", sagte Aigner am Freitag in Berlin nach einem Gespräch mit dem BdB. Zugleich wies sie aber darauf hin, dass die meisten Bankkunden keine Gebühren zahlen müssten: Rund 95 Prozent würden nur an den Automaten der eigenen Bank abheben.

Hintergrund des Streits ist ein Kampf, der seit Jahren in der Kreditwirtschaft geführt wird. Die Sparkassen betreiben insgesamt 25.700 Geldautomaten, die Volks- und Raiffeisenbanken weitere 18.000. Die privaten Banken dagegen verfügen gerade einmal über 10.000 Automaten, Direktbanken sogar in der Regel über gar keine. Doch auch sie wollen, dass ihre Kunden bequem und kostengünstig Geld abheben können - zur Not eben an den Automaten fremder Institute. Bis 1997 war klar geregelt, wer wem wie viel dafür in Rechnung stellen durfte. Hob beispielsweise ein Sparkassen-Kunde bei einem Automaten der Deutschen Bank Geld ab, so durfte die Deutsche Bank der Sparkasse dafür in der Regel vier DM berechnen (bei höheren Abhebungen ein Prozent des Betrags). Es war Sache der Hausbank, ob sie diesen Betrag an ihren Kunden komplett weiterreichte oder ihn reduzierte.

Als jedoch zunehmend Banken ohne eigene Automaten am Markt auftauchten, die auf die Infrastruktur der anderen angewiesen waren, kündigten die Sparkassen die Übereinkunft auf. Denn das Betreiben von Geldautomaten ist teuer. Sie wollen gewartet, gefüllt, und gesäubert werden. Seitdem legt daher jedes Institut seine Preise selbst fest, was dazu führt, dass Banken sowohl dem Fremdkunden Geld berechnen als auch noch mal dessen Hausbank. Auf diese Weise sind die horrenden Beträge zustande gekommen.

Trotz aller Differenzen will sich die Kreditwirtschaft bis Mitte April einigen. Höchste Zeit, meint Verbraucherschützer Billen. "Das ist einmalig in Europa. Während in anderen Ländern Abhebungen kostenlos sind, streiten sich die Geldinstitute in Deutschland seit Jahren und lassen ihre Kunden dafür zahlen."

© SZ vom 27./28.3.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: