Fusion von BayernLB und WestLB:Ein Anfang mit Altlasten

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Endlich wächst unter den Landesbankern die Einsicht, dass es ein "Weiter so" nicht mehr gibt. Für BayernLB, WestLB & Co. muss eine wirtschaftliche Lösung her. Doch die wird schwierig, denn schon jetzt ist ein großer Streitpunkt absehbar.

Martin Hesse

Den ersten gemeinsamen Schritt haben WestLB und BayernLB unfallfrei getan. Sie haben eine mögliche Strategie für eine neue gemeinsame Bank skizziert. Und sie haben klargemacht, dass allein wirtschaftliche Kriterien darüber entscheiden, ob es tatsächlich zu einem Zusammenschluss kommt. Dies ist vielleicht die wichtigste Botschaft dieses 20. September, der einmal als ein wichtiges Datum in die deutsche Bankengeschichte eingehen könnte, als Beginn der seit vielen Jahren diskutierten Neuordnung der staatlichen Banken. Politisches Gekungel hat den Landesbanken in den vergangenen Jahrzehnten großen Schaden zugefügt, damit muss jetzt Schluss sein. Ob aber BayernLB und WestLB so harmonieren wie das Blau auf ihrer gemeinsamen Pressemitteilung, ist fraglich.

Die WestLB und die BayernLB könnten bald fusionieren. (Foto: AP)

Immerhin wächst unter Landesbankern die Einsicht, dass es ein "weiter so" nicht gibt. Die EU-Kommission fordert bei der WestLB einen Eigentümerwechsel, auch die BayernLB und die HSH Nordbank werden sich neue Anteilseigner suchen müssen. In Bund und Ländern sitzt der Ärger über die in den Landesbanken versenkten Milliarden tief. Die Politiker in den Aufsichtsräten der Kreditinstitute haben diese Verluste freilich durch Großmannssucht und laxe Kontrolle begünstigt. Deshalb ist wichtig, dass die Regierungen in Düsseldorf, München und anderswo nicht in alte Fehler verfallen und das Landesbanken-Terrain nicht nach politischen Erwägungen neu abstecken.

Altlasten bleiben

In den Fusionsgesprächen zwischen BayernLB und WestLB darf es nicht in erster Linie darum gehen, ob die Bank aus Düsseldorf oder München heraus geführt wird und ob der Chef Häusler oder Voigtländer heißt. Entscheidend ist, ob eine Bank entstehen kann, die langfristig überlebensfähig ist. Zweifel daran sind angebracht. Zwar sind BayernLB und WestLB bei der Bewältigung der Finanzkrise etwas weiter als etwa die LBBW oder die HSH Nordbank.

Die WestLB hat als erstes deutsches Kreditinstitut eine Bad Bank gegründet. Sie hat alle Wertpapiere, Kredite und Geschäfte, die sie nicht weiterführen will, ausgelagert, um sie abzuwickeln. Das nährt die Hoffnung, dass eine aufgeräumte Restbank bestehen kann. Die BayernLB will bis Ende des Jahres ihre Sanierung abgeschlossen haben. Das heißt aber nicht, dass sie dann aller Altlasten ledig wäre. Wenn sie mit der WestLB zusammenfinden will, wäre es für die Münchner Bank sinnvoll, ihre Altlasten ebenfalls abzuspalten. Schon ist aber absehbar, dass beide Seiten darüber streiten werden, wer noch mehr Ballast mit sich herumschleppt und daher im gemeinsamen Konzern geringeres Gewicht haben sollte.

Riskante Strategie

Noch schwieriger wird ein zweites Problem aus der Welt zu räumen sein: WestLB und BayernLB sind große Banken mit einem enormen Refinanzierungsbedarf. Schon jeder für sich allein hat sich seit der Krise schwer getan, dieses Geld am Markt zu bekommen. Investoren werden schwer zu überzeugen sein, dass hier nicht der Blinde und der Taube eine Allianz bilden und deshalb weniger denn je kreditwürdig sind.

Ein tragfähiges Geschäftsmodell muss her. Es ist richtig, dass Nordrhein-Westfalen und Bayern wirtschaftlich starke Länder sind, deren Unternehmen einen soliden Finanzierungspartner brauchen können. Manche Auslandsbanken haben sich aus Deutschland zurückgezogen und hinterlassen Lücken. Auch suchen Firmen Alternativen, nachdem Commerzbank und Dresdner Bank sowie bald Deutsche Bank und Postbank fusioniert haben. Doch sich allein auf Großkonzerne als Kunden zu verlassen, ist riskant. Daher müssen BayernLB und WestLB den Schulterschluss mit den Sparkassen und deren Kunden suchen.

Gut möglich, dass am Ende des Prozesses, der nun begonnen hat, eine andere Lösung steht als die Fusion von BayernLB und WestLB. Wichtig ist aber, dass jetzt so lange verhandelt wird, bis aus acht Landesbanken zwei oder drei geworden sind.

© SZ vom 21.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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