Game over für Full Tilt Poker: Die Lizenz für einen der weltgrößten Anbieter für Online-Poker ist ausgesetzt, entschied die Alderney Gambling Control Commission, die Glücksspielaufsicht der der britischen Kanalinsel Alderney. Sie hatte Full Tilt Poker bislang erlaubt, im Internet Poker anzubieten. Millionen haben hier ein Konto, darunter auch viele Deutsche.
Full Tilt Poker hat sich bislang nicht geäußert. Auf der Website wird der weltweite Ausfall der Server mit Wartungsarbeiten begründet. Viele Spieler fürchten nun, dass sie sich verzockt haben: Sie bangen um ihr Geld, dass sie an Full Tilt Poker überwiesen haben. Branchenkenner sprechen davon, dass ein Spieler im Schnitt etwa 500 Dollar in seinem Account habe. Der Umsatz von Full Tilt Poker soll etwa vier bis fünf Milliarden Dollar betragen. Dieses Geld ist jetzt erst mal eingefroren: Die Alderney Gambling Control Commission hat dem Unternehmen untersagt, dass Kunden neues Geld einzahlen oder - viel gravierender - sich auszahlen lassen. "Ich habe noch Geld auf meinem Full-Tilt-Account! Ist das jetzt futsch?", fragen sich Spieler in den Branchenportalen.
Die Branche ist äußert verschwiegen, Online-Poker findet in vielen Ländern in einer Grauzone statt. Die USA hatten im April mehrere Seiten offline genommen. Statt grüner Spieltische sahen die amerikanischen Spieler von Full Tilt Poker, PokerStars und Absolute Poker nur noch eine Mitteilung, dass das FBI die Seite beschlagnahmt habe. Die Zahl der Spieler brach daraufhin ein. Die Staatsanwaltschaft im Southern District of New York wirft den Gründern der Seiten Betrug, Geldwäsche und Verstöße gegen das Glücksspielverbot vor. Die US-Behörden schlugen kurz vor dem Wochenende zu, die Pokerszene spricht seitdem von einem schwarzen Freitag und bangt um ihre Spielplätze.
Die Maßnahmen in den Vereinigten Staaten haben nun den Ausschlag für den Lizenzentzug gegeben. Mit weiteren Begründungen hält sich die Aufsichtsbehörde auf Alderney wegen des laufenden Rechtsverfahrens auf Anfrage von sueddeutsche.de zurück. Laut Wall Street Journal haben Vertreter der Gambling Commission das Büro von Pocket Kings Ltd. in Dublin besucht - das ist die Softwarefirma, die Full Tilt betreut. Die Aufsicht habe verlangt, den Betrieb der Seite anzuhalten. "Aus unserer Sicht ist es ernst", zitiert das US-Magazin Forbes André Wilsenach, den Chef der Alderney Gambling Control Commission.
Hinter Full Tilt Poker stehen Starspieler wie Howard Lederer und Chris Ferguson. Auf Turnieren nehmen diese Spieler Preisgelder in Millionenhöhe mit nach Hause. Doch das seien Peanuts im Vergleich zu dem Gewinn aus Full Tilt Poker, hat Ferguson mal auf einem Turnier ausgeplaudert. Laut den Branchenbeobachtern von Pokerscout sitzen im Schnitt gleichzeitig fast zehntausend Spieler an den virtuellen Full-Tilt-Tischen.
Wie es mit Full Tilt Poker und den eingefrorenen Geldern weitergeht, soll nun Ende Juli in London erörtert werden. Dann treffen sich die Seitenbetreiber mit der Aufsichtsbehörde zu einer Anhörung, sie wird im Park Plaza Victoria Hotel stattfinden. Ein Casino gibt es dort nicht. Lederer, Ferguson und Co. haben trotzdem schlechte Karten.