Nach Milliarden-Skandal:UBS schont Top-Banker bei Bonuskürzungen

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Erst verzockt ein Jung-Trader zwei Milliarden, dann brechen die Gewinne im Investmentgeschäft weg. Nun kürzt die größte Bank der Schweiz die Bonuszahlungen für ihre Investment-Banker um mehr als die Hälfte - eine kleine Gruppe von Angestellten bekommt jedoch weiterhin Hunderttausende Euro extra.

Sergio Ermotti räumt auf - und tut dabei seinen Bankern weh. Der neue Chef der UBS spart bei den umstrittenen Sonderzahlungen für seine Angestellten. Die größte Schweizer Bank streicht insgesamt 60 Prozent der Boni für Investment-Banker. Der gesamte Bonus-Pool der UBS schrumpft von 3,4 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden. Das wird sich auf den Konten der Banker bemerkbar machen - zumindest bei den meisten.

"Das vierte Quartal war extrem negativ und für das neue Jahr sind wir sehr vorsichtig", sagte der neue UBS-Chef Sergio Ermotti. Er sehe nicht ein, "warum die Kompensation gleich bleiben oder steigen sollte, wenn es mit der ganzen Bankindustrie bergabgeht."

Von den Einschnitten sind aber nicht alle betroffen: Fast 250 Millionen Euro legt die UBS zur Seite - für die besten Banker im Team. Das Management fürchtet, dass die Kürzung der Boni die Top-Banker zur Konkurrenz vertreibt, wo noch besser gezahlt wird.

Dieses Geld ist der Financial Times zufolge nur für etwa fünf Prozent der Investmentbanker reserviert. Jeder von ihnen dürfte etwa 290.000 Euro erhalten. Neben diesem sogenannten Spezial-Plan erklärte sich Investment-Chef Carsten Kengeter bereit, komplett auf seinen Bonus für 2011 zu verzichten. 2010 verdiente er dem Magazin Forbes zufolge mehr als 800.000 Dollar und erhielt einen Bonus von 3,3 Millionen Dollar. Sein Gehalt für 2011 soll im Frühjahr bekanntgegeben werden.

An diesem Dienstag hatte die UBS enttäuschende Jahreszahlen bekanntgegeben. Der Reingewinn sank 2011 um rund 44 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Euro. Im vierten Quartal brach das Nettoergebnis gegenüber dem Vorjahr um 76 Prozent ein. Die Sparte Investmentbanking fuhr im Schlussquartal einen Verlust von mehr als 200 Millionen Euro vor Steuern ein. Dagegen stand in der Vermögensverwaltung und im Schweizer Geschäft mit 700 Millionen Euro ein Brutto-Gewinn, der etwa gleich hoch ausfiel wie ein Jahr zuvor.

Bei der UBS wird die Abteilung Investmentbanking besonders kritisch beäugt: Ihr 31-jähriger Trader Kweku Adoboli verzockte mit angeblich unautorisierten Geschäften 2,3 Milliarden Dollar - ganz allein. Vor allem deswegen hatte das Investmenbanking einen Verlust von mehr als 500 Millionen Euro verschuldet. Adoboli steht in London wegen Betrug und Urkundenfälschung vor Gericht. Bei der UBS hatten offenbar alle Kontrollmaßnahmen versagt, mit denen sich Banken gegen solche Aktionen skrupelloser Mitarbeiter absichern. Seit vergangener Woche ermittelt die britische Finanzaufsicht FSA und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) gegen die schweizerische Großbank.

Die Bonikürzung ist Teil eines radikalen Umbaus unter dem neuen Chef Sergio Ermotti, der im Herbst vergangenen Jahres, nach dem Skandal, übernommen hatte. Dazu gehört auch, dass der ehemalige Chef der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, im Mai den Vorsitz im Verwaltungsrat übernehmen wird. Weltweit will die Bank fast 4000 Stellen kürzen, davon mehr als 100 in Deutschland.

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