Es steht nicht gut um die Riester-Rente. Kritik an der staatlich geförderten privaten Zusatz-Altersvorsorge gibt es, seit sie im Jahr 2002 eingeführt wurde. Sie sei zu teuer, zu bürokratisch, zu renditeschwach, im Grunde ein Bereicherungsprogramm für die Finanzindustrie. Vor Weihnachten vergangenen Jahres stellten drei Länder-Finanzminister eine Alternative vor, die Deutschland-Rente. Seitdem ist die Kritik an der Riester-Rente noch einmal deutlich lauter geworden. Mancher Politiker fordert bereits ihre Abschaffung. Bei den Bundesbürgern verursacht dies große Verunsicherung. Immerhin gibt es in Deutschland mehr als 16 Millionen Riester-Verträge. Wichtige Fragen und Antworten:
Wie sicher sind eingezahlte Beiträge?
Auch wenn es mancher fordert: Dass die Riester-Rente abgeschafft wird, ist ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Sollte es aber wirklich zu einer Deutschland-Rente kommen, ist denkbar, dass das Riester-Modell immer stärker ins Hintertreffen gerät. "Gelingt es, eine attraktive, kostengünstige und renditestarke Alternative zu entwickeln, könnte es eine Abstimmung der Bundesbürger mit den Füßen geben", sagt Katharina Henrich, Altersvorsorge-Expertin bei der Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest. Ihrer Erfahrung nach ist die Unzufriedenheit der Deutschen mit dem "Bürokratie-Monster" Riester groß. Viele sind verwirrt und verunsichert von den komplizierten und intransparenten Regeln.
Niemand weiß, wie hoch die Kosten des eigenen Vertrages sind, wie hoch am Ende die Rendite sein wird, es gibt lediglich die Garantie, dass mindestens die geleisteten Beiträge plus staatliche Förderung ausgezahlt werden müssen. Außerdem sind zu viele Stellen beteiligt: Arbeitgeber, Finanzamt, Rentenversicherung, Krankenkasse, Vertragsanbieter. Doch trotz allen Ärgers: Die grundsätzliche Sorge, dass die Beiträge verloren gehen könnten, müssen Kunden nicht haben. "Es wird auf jeden Fall einen Bestandsschutz geben, ein Vertrag kann nicht einfach gekündigt werden, was immer auch passiert", sagt Henrich. Das betreffe sowohl geleistete Beiträge als auch staatliche Zulagen.
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Was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Vertragsarten?
Auch wenn das Geld grundsätzlich geschützt ist, stellen sich für Kunden viele Fragen. Das liegt vor allem an der komplizierten Konstruktion der Riester-Rente: Um der Finanzbranche entgegenzukommen, bot man sie in vier Varianten an: als Banksparplan, als Fondssparplan, als Rentenversicherung und als fondsgebundene Rentenversicherung. Später kam auch noch der "Wohn-Riester" hinzu. Dabei kann der Kunde mit Beitrag und staatlicher Förderung einen Immobilienkredit tilgen oder in eine Bausparkasse einzahlen. Der Sparer muss sich für eine Variante entscheiden. Beim Banksparplan sind Beitrag und Förderung an den aktuellen Zins gekoppelt, der wegen der Niedrigzinsphase schon seit Jahren gegen null tendiert.
Auch die Rentenversicherung orientiert sich am aktuellen Zins, und gerade in den Anfangsjahren berechnet die Gesellschaft oft hohe Kosten. Es gibt Berechnungen, wonach im Durchschnitt mehr als ein Zehntel des Beitrags für Kosten draufgehen; das schmälert die Rendite deutlich. Fondssparpläne haben den Vorteil, dass sie von den höheren Renditen am Aktienmarkt profitieren können. Allerdings sind die Chancen eingeschränkt, da die Gesellschaft mit Absicherungsstrategien bei Ende des Vertrags garantieren muss, das Kapital zu erhalten; das kostet Rendite. Der "Wohn-Riester" hat den Vorteil, dass Geförderte damit ihre Schulden deutlich schneller tilgen können. In Phasen niedriger Zinsen ist es besser, selbst Schulden zu machen, als der Bank oder der Versicherung Geld zu leihen. Da der Immobilienmarkt in Deutschland boomt, ist die Variante mit "Wohn-Riester" auch die einzige, die zuletzt noch deutliche Zuwächse verzeichnete.
Woran erkennt ein Sparer, ob er einen guten Vertrag hat?
Im Detail ist das schwierig festzustellen. Das liegt vor allem daran, dass die Angaben von Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und Bausparkassen uneinheitlich und nicht vergleichbar sind. Ein Produktinformationsblatt soll dem künftig abhelfen, doch bisher stiftete es eher zusätzlich Verwirrung. Eine sichere Einschätzung erhält ein Kunde nur, wenn er sich persönlich von einer unabhängigen Stelle beraten lässt, zum Beispiel von einer Verbraucherzentrale. Dort sind die Wartezeiten aber lang, häufig sechs bis acht Wochen.
Für wen lohnt sich Riester?
Der Beitrag liegt derzeit im Jahr bei vier Prozent des Einkommens bis zur Bemessungsgrenze von 50 850 Euro. Prinzipiell gilt: Je niedriger das Einkommen, desto mehr schlägt die staatliche Förderung zu Buche, die pro Person 154 Euro beträgt und für jedes (nach 2008 geborene) Kind zusätzlich 300 Euro. Ein Arbeitnehmer mit einem 450-Euro-Job und zwei kleinen Kindern bekommt eine staatliche Förderung von 754 Euro, wenn er nur den Mindestbeitrag von 60 Euro im Jahr bezahlt. Für Besserverdiener liegt der maximale Riester-Beitrag bei 2100 Euro im Jahr.
Sie erhalten dieselbe Förderung, profitieren aber steuerlich stärker, da sie den Beitrag steuerlich geltend machen können. Finanztest hat ausgerechnet, was die staatliche Zulage an Rendite bedeutet: Ein Riester-Sparer ohne Kinder mit 20 000 Euro Brutto-Jahreseinkommen erhöht seine Rendite pro Jahr durch die Zulagen um 3,5 Prozent, bei einem Einkommen von 52 500 Euro um 1,3 Prozent, wenn der Vertrag zehn Jahre läuft. Im selben Fall mit zwei Kindern beträgt die Rendite 6,4 und 1,7 Prozent.
Lohnt sich ein Riester-Vertrag immer?
Die staatliche Zulage ist ein starkes Argument für einen Vertrag. "Wer seine Rente privat aufbessern und vergleichbare Leistungen erhalten will, müsste in eine private Rentenversicherung einzahlen, die nicht staatlich gefördert wird", sagt Finanztest-Expertin Henrich. Die Renditerechnung falle deshalb in der Regel zugunsten des Riester-Vertrags aus. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kennt allerdings auch Fälle, in denen er von einem Riester-Vertrag abrät: Wer gut verdient, könne mit einem Indexfonds-Sparplan besser fahren als mit einem Riester-Fondssparplan, weil er damit stärker auf rentablere Aktien setzen könne und die Kosten niedriger seien. "Ein Fonds muss den Kapitalerhalt sicherstellen, das kann zwei bis drei Prozentpunkte Rendite kosten, dazu kommt häufig eine jährliche Managementgebühr von 1,5 Prozent", sagt Nauhauser. Da könne es selbst ohne staatliche Förderung rentabler sein, monatlich in einen Aktien-Indexfonds zu sparen.
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Was sind die häufigsten Probleme?
Kompliziert wird es vor allem dann, wenn sich die berufliche Situation verändert, der Riester-Sparer deutlich mehr oder weniger verdient oder arbeitslos wird. Dann müssen die Angaben bei vielen Stellen geändert werden. Wer es vergisst, verschenkt staatliche Förderung oder riskiert gar eine Rückzahlung. "Viele fühlen sich damit allein gelassen, manche auch gegängelt, der Frust ist groß", sagt Henrichs.
Wann lohnt sich ein Wechsel?
Ist sich ein Riester-Sparer sicher, dass er bei einem schlechten Anbieter gelandet ist, kann er einen Wechsel des Vertrages erwägen. Doch das ist nicht unkompliziert. Am einfachsten geht es noch bei Banksparplänen, da die Konditionen der Institute vergleichbar und die Wechsel-Kosten nicht allzu hoch sind. Schwieriger wird es bei einem Fondssparplan: Investiert die Gesellschaft zum Beispiel in Aktien, muss der Sparer berücksichtigen, wie die Börse gerade steht, damit er nicht zu niedrigen Kursen verkauft und viel weniger Geld erhält, als er eingezahlt hat. Die Kapitalgarantie besteht nur, wenn der Vertrag bis zur Auszahlung in der Rente erfüllt wird. Bei einem vorzeitigen Ausstieg kann die Gesellschaft auch weniger auszahlen. Das gilt ebenso für Rentenversicherungs-Verträge, bei denen die Versicherer gerade am Anfang hohe Kosten berechnen. Wer nach wenigen Jahren schon aussteigt, bekommt nur noch einen Teil seines Einsatzes zurück, ein Wechsel wird also teuer.
Ist eine Kündigung sinnvoll?
Viele Riester-Sparer sind nach den Erfahrungen von Verbraucherschützern enttäuscht und genervt vom Bürokratie-Aufwand, den hohen Kosten und der niedrigen zu erwartenden Rendite ihrer Riester-Verträge. Sie würden sie am liebsten kündigen. Dasselbe gilt für Sparer, bei denen es finanziell eng wird. Doch eine Kündigung ist meist die schlechteste aller Möglichkeiten. "Wer kündigt, muss alle Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen", sagt Henrichs. "Auch die Kosten, die der Anbieter berechnet, sind verloren." Sinnvoller sei es, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Er wird dann nicht weiter bespart, es gibt auch keine staatliche Förderung mehr. Der Anbieter muss aber dafür sorgen, dass die aufgelaufenen Beiträge plus Zulagen erhalten bleiben und diese im Alter auszahlen.