Fluglotsen wollen mehr Geld:Unruhige Tage für Urlauber

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Mitten in der Hauptferienzeit könnte der Flugverkehr zum Erliegen kommen. Die Fluglotsen verlieren die Geduld und gehen in die Urabstimmung - für bessere Arbeitsbedingungen und natürlich mehr Geld. Müssen Reisende am Boden bleiben?

Jens Flottau

Mitten in der Haupt-Ferienzeit kündigen sich neue Turbulenzen im Flugverkehr an. In den laufenden Tarifauseinandersetzungen rief die Gewerkschaft der Flugsicherung (GDF) ihre Mitglieder am Donnerstag zu einer Urabstimmung auf. Es gilt als sicher, dass die Lotsen zustimmen. Das Ergebnis der Abstimmung soll bis Mitte Juli vorliegt. Danach könne, so ein Sprecher, jederzeit ein Streik beginnen, allerdings sei auch eine Schlichtung denkbar.

Fluglotse in Bremen: Laut Gewerkschaftsangaben gibt es zu wenig Nachwuchs. (Foto: ddp)

Die Fluglotsen können den Luftverkehr mit relativ geringem Aufwand lahmlegen. Auch wenn nur wenige Mitarbeiter in den Streik treten, bricht der Verkehr an großen Flughäfen oder in ganzen Regionen zusammen. So geschehen im Dezember 2010 in Spanien: Von einem wilden Streik waren rund 330.000 Passagiere betroffen. Ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) sagte, jeder Streik sei "unverantwortlich, weil er auf dem Rücken unserer Kunden ausgetragen wird." Er forderte die Gewerkschaft auf, weiter zu verhandeln.

In der Auseinandersetzung geht es einerseits ums Geld. Die Lotsen fordern 6,5 Prozent mehr Gehalt. Jens Bergmann, Geschäftsführer Finanzen und Personal der Deutschen Flugsicherung (DFS), hat dies aber bereits als "jenseits meiner Vorstellungskraft" zurückgewiesen. Die DFS argumentiert unter anderem damit, dass das Unternehmen auch in der Wirtschafts- und Luftfahrtkrise der Jahre 2008 und 2009 nicht gekürzt habe, weder bei Gehältern noch bei der Zahl der Mitarbeiter.

Doch die Lotsen bemängeln auch, dass ihre Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden sind und sie für das gleiche Geld deutlich mehr leisten müssen. Unter anderem hatten sie sich mit ihrem Arbeitgeber darauf geeinigt, zeitweise deutlich mehr zu arbeiten, um den chronischen Nachwuchsmangel auszugleichen. Sie werfen der DFS vor, nicht genug dafür getan zu haben, neue Lotsen zu rekrutieren.

Nach Gewerkschaftsangaben fehlen derzeit rund 350 Lotsen, inklusive der in den nächsten Jahren ausscheidenden Mitarbeitern sogar rund 700. Seit 1992 stagniere die Zahl der Lotsen, während die Verwaltung immer stärker aufgebläht werde.

Ein Streitpunkt ist auch der Status der sogenannten Wachleiter. Die Gewerkschaft argumentiert, dass diese weiterhin in jedem Fall Lotsenlizenzen haben sollten, die DFS hingegen sieht bei dem Berufsbild andere Kompetenzen gefragt und will die Positionen daher aus dem Lotsenpool herauslösen.

© SZ vom 17.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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