Der US-amerikanische Großinvestor George Soros hat Deutschland zum Hauptschuldigen der Eskalation der Euro-Schuldenkrise erklärt. "Es war das deutsche Zögern, das die Griechenland-Krise verstärkte und zu der Ansteckung führte, die sie in eine Existenzkrise für Europa verwandelte", schreibt der Milliardär in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt.
Es sei ein Fehler gewesen, für Zahlungsausfälle nicht die Europäische Union, sondern jeweils die einzelnen Länder bürgen zu lassen. Soros plädierte daher für die Einführung von Euro-Anleihen, die gemeinschaftlich und nicht von einzelnen Staaten herausgegeben werden. "Andernfalls bricht der Euro zusammen." Deutschland müsse dabei vorangehen.
Soros hält die jetzige Konstruktion mit Krediten für Griechenland und einem von verschiedenen Ländern garantierten Rettungsschirm für untragbar: So müssten Italien und Spanien mehr Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen, als sie selber von Griechenland für Stützungskredite erhalten. Die bisher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolgte Politik der kleinen Schritte sei zu langsam, kritisierte der Finanzier.
Merkel und Sarkozy vereinbaren Krisentreffen
Da dürfte ihm auch die Tatsache missfallen, dass die Kanzlerin im Urlaub weilt, während die Börsenkurse sprunghafte Auf- und Abbewegungen vollziehen und Gerüchte um eine Abwertung der Kreditwürdigkeit Frankreichs für Unruhe sorgen. "Börsenbeben, Eurodrama: Warum schweigt die Kanzlerin?", titelte die Bild-Zeitung. Angela Merkel sieht sich mit der Frage konfrontiert, warum sie in der Krise den Urlaub nicht abbricht. Weil Angela Merkel es nicht muss, will und sollte, lautet die lapidare Antwort aus der Bundesregierung.
Kommende Woche will sich die Kanzlerin dann aber auf der Großen Bühne zurückmelden. Direkt im Anschluss an ihren Urlaub wird sie mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in Paris über die Euro-Krise beraten, teilten die Bundesregierung und der Elysée-Palast nun mit.
Bei dem Treffen, das am 16. August stattfinden soll, stehen Pläne für eine bessere wirtschaftspolitische Steuerung der Euro-Zone auf der Agenda. Merkel und Sarkozy hatten beim Gipfeltreffen zur Euro-Schuldenkrise am 21. Juli angekündigt, solche Vorschläge noch vor Ende des Sommers zu erarbeiten. Frankreich fordert eine Wirtschaftsregierung für die Euro-Zone, der sich Deutschland bisher widersetzt hat. Der Gipfel soll hier nun eine Einigung bringen.
Europäische Börsenaufsicht will Märkte verstärkt beobachten
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat auf die starken Kursschwankungen an den Börsen mittlerweile reagiert und die Märkte unter verschärfte Beobachtung gestellt. Die EU-Mitgliedstaaten seien aufgefordert worden, Informationen über Leerverkäufe oder Wetten auf Aktienkurse an die Behörde weiterzugeben, sagte ein ESMA-Sprecher am Donnerstag. "Wir sind mit allen nationalen Aufsichtsbehörden in Kontakt."
Der Sprecher verwies dabei auf "zahlreiche Gerüchte und Schwankungen", ohne weitere Details zu nennen. Einen Bericht des Nachrichtensenders CNBC, wonach Frankreich und Italien ein Verbot ungedeckter Leerverkäufe vorbereiteten, wollte der Sprecher nicht bestätigen. Ein entsprechendes Verbot der deutschen Finanzaufsicht im vergangenen Jahr hatte die Partner in der EU verärgert, da der Schritt zuvor nicht abgestimmt war.
Bei ungedeckten Leerverkäufen wetten Spekulanten auf Papiere, ohne diese zuvor zu kaufen oder zu leihen. Geschäfte dieser Art stehen im Verdacht, die Schwankungen der globalen Finanzmärkte gerade in Krisenzeiten zusätzlich zu verstärken. Die ESMA kann lediglich Empfehlungen an nationale Behörden aussprechen.