Es ist bereits einige Jahre her, da sorgte das Vorgehen von Finanzinvestoren für viel Kritik. Von Heuschrecken ist deshalb bis heute die Rede, die über die Unternehmen herfielen und alles leerfraßen, also Kapital heraussaugten. Beim Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 zum Beispiel, beim Modeunternehmen Hugo Boss und bei einigen anderen wurden damals hohe Dividenden an die Eigentümer, darunter immer wieder Finanzinvestoren wie Permira, ausgeschüttet, obwohl die Ertragslage so gar nicht danach war. Diese Zeiten sind eigentlich vorbei.
Doch jetzt könnte es erneut ein Unternehmen in Besitz von Finanzinvestoren treffen. Nach Reuters-Informationen will die Beteiligungsfirma Permira eine halbe Milliarde Euro aus dem Tiefkühlprodukte-Hersteller Iglo ziehen. Aus Branchenkreisen heißt es dazu, ein solcher Schritt werde derzeit geprüft, eine Entscheidung sei aber noch nicht endgültig gefallen. Permira gab dazu keinen Kommentar.
Iglo mit Sitz in Hamburg ist bekannt vor allem für tiefgekühlte Fischstäbchen (Werbefigur: Käpt'n Iglo) und Spinat und gehörte ursprünglich lange zum international tätigen Unilever-Konzern. Doch die Briten entschlossen sich 2006 zum Verkauf. Iglo und die Schwestermarke Birds Eye gingen an Permira. Es wurde investiert, und es wurden Zukäufe getätigt. Zum Beispiel kam auch die frühere italienische Schwestermarke Findus dazu. Iglo gilt heute als europäischer Marktführer, das Unternehmen wächst.
In der vergangenen Woche war ein Weiterverkauf der Firma vorerst geplatzt. Nach Brancheninformationen hatten sich die beiden letzten Interessenten Blackstone und BC Partners - beide ebenfalls Finanzinvestoren - gegen eine Erhöhung des gemeinsamen Angebots von 2,5 Milliarden Euro entschieden. Zuvor waren schon andere Bieter ausgestiegen. Als Interessent wurde etwa Dr. Oetker gehandelt.
Permira hatte auf einen Verkaufspreis von mindestens 2,8 Milliarden Euro gehofft. Die derzeitige weltweite Finanz- und Euro-Krise wirkt sich negativ auf Unternehmenstransaktionen aus. Banken sind vorsichtig mit Finanzierungen. Zudem wagt sich kaum eine Firma an die Börse, weil die Verhältnisse zu unsicher sind. Weltweit wurden im bisherigen Verlauf von 2012 knapp 20 Prozent weniger Private-Equity-Transaktionen abgeschlossen als vor einem Jahr.
Permira könnte nun bei Iglo trotzdem Kasse machen und sich eine kreditfinanzierte Sonderdividende auszahlen lassen. Es ist von einem Betrag von etwa 500 Millionen Euro die Rede. Der Hamburger Fischstäbchen-Konzern hat ohnehin mit einer Schuldenlast von 1,4 Milliarden Euro zu kämpfen.
Nun arbeitet Permira zusammen mit Credit Suisse und der Deutschen Bank offenbar an einer Refinanzierung von 1,9 Milliarden Euro über vorrangige Kredite und nachrangige Anleihen, wie aus Bankenkreisen verlautet. Die Differenz von 500 Millionen Euro könnte dann an Permira fließen. Mit der neuen Finanzierung könnte sich Permira nach den Worten von Bankern zudem dazu verpflichten, für weitere zwei bis drei Jahre an Iglo festzuhalten, und erst danach erneut einen Käufer suchen. Permira hatte ursprünglich 1,7 Milliarden Euro für Iglo gezahlt, für weitere 800 Millionen Euro war Findus übernommen worden.
Kreditfinanzierte Ausschüttungen waren bei Private-Equity-Firmen vor der Finanzkrise beliebt, weil sie damit von niedrigen Zinsen profitierten und schnell bei Investments Kasse machen konnten. Seither sind sie unüblich geworden, weil Banken mit Krediten knausrig sind. Nach Daten von Thomson Reuters LPC wäre die Rekapitalisierung von Iglo die größte seit 2007, als sich die damaligen Eigentümer der Flugbuchungsfirma Amadeus 1,4 Milliarden Euro auszahlen ließen.