Finanzen:Ende ohne Schrecken

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Die ehemalige HRE-Tochter Depfa hat mit ihrer eigenen Abwicklung Geld verdient. Nun könnte die Bank mit Gewinn verkauft werden. Der Fall zeigt: Für den Staat kann es günstiger sein, eine marode Bank abzuwickeln, statt sie zu verscherbeln.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Vor etwa zehn Jahren musste der Staat die Bank vor der Pleite retten, nun wird sie wohl bald verkauft: Die irische Depfa, einst Teil der skandalumwitterten Hypo Real Estate (HRE). Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag vermeldete, will die FMS Wertmanagement - also die deutsche "Bad Bank" - im nächsten Jahr einen Käufer für die ehemalige irische Sparte der HRE finden. Die FMS suche derzeit nach Banken, die beim Verkauf beraten können. Diese sollen in den nächsten Wochen mandatiert werden. Bevor die Depfa verkauft werden kann, soll dem Vernehmen nach im Jahresverlauf nur noch ein Gutteil des Eigenkapitals von fast zwei Milliarden Euro nach München geholt werden, welches die Depfa durch Gewinne aus der Abwicklung angehäuft hat.

Dass mit der Depfa überhaupt noch einmal etwas zu verdienen ist, war lange nicht absehbar. Die Pleite der HRE war der mit Abstand größte Schadensfall der Finanzkrise. Bis heute stecken nach Angaben der Finanzagentur des Bundes 16,9 Milliarden Euro an Steuergeld in der ehemaligen HRE und ihren diversen Überresten, davon allein 1,2 Milliarden in der Depfa. Der Fall verweist daher auch auf eine grundsätzliche Frage: Gerade für den Staat kann es manchmal günstiger sein, eine marode Bank über lange Zeit abzuwickeln, statt sie mit frischem Kapital auszustatten und fortzuführen oder aber billig an Finanzinvestoren loszuschlagen. Beides ist zuletzt mit zwei Landesbanken geschehen: Die hannoversche Nord-LB wurde gerade mit Milliarden vom Land Niedersachsen und den Sparkassen gerettet. Die HSH Nordbank wiederum wurde unlängst von Schleswig-Holstein und Hamburg an Finanzinvestoren verscherbelt. In beiden Fällen hatten die Verantwortlichen eine Abwicklung in Eigenregie noch nicht einmal durchgerechnet.

Auch bei der Depfa hätten Finanzinvestoren um ein Haar ein Schnäppchen zulasten der Steuerzahler gemacht. 2014 boten angelsächsische Fonds dem Bund gut 320 Millionen Euro für das Institut und lobbyierten im Hintergrund heftig für einen Verkauf. Dann aber stoppte die Bundesregierung das Geschäft und beschloss die Bank selber abzuwickeln. Hintergrund war die Sorge, die Investoren könnten Reibach machen. Das stellte sich als richtig heraus: Im Geschäftsbericht der Bank heißt es nun unmissverständlich, "dass die Abwicklung der Depfa-Gruppe gegenüber dem im Jahr 2014 nicht durchgeführten Verkauf vorteilhaft bleibt". Derzeit arbeiten noch 114 Mitarbeiter bei der Bank. Ihre Bilanzsumme schrumpfte bis Ende 2018 auf 15,4 Milliarden Euro.

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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