Familienunternehmen:Eine Chefkontrolleurin für Haniel

Lesezeit: 1 min

Generationswechsel in Duisburg: Franz Markus Haniel übergibt die Aufsichtsratsspitze erstmals einer familienfremden Managerin. Die Beteiligungsfirma will zugleich jede dritte Stelle abbauen.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Das hat es in gut 260 Jahren Firmengeschichte noch nie gegeben: Mit Doreen Nowotne soll erstmals eine familienfremde Managerin an die Aufsichtsratsspitze von Haniel rücken. Dies hat das Duisburger Unternehmen, eine der reichsten Familiendynastien Deutschlands, am Montagabend bekanntgegeben. Demnach zieht sich der Gründer-Nachfahre Franz Markus Haniel im kommenden April vom Aufsichtsratsvorsitz zurück. Er halte das Jahr 2020 für "den richtigen Zeitpunkt", lässt der 64-Jährige mitteilen, um an "eine neue Generation" abzugeben.

Seine Nachfolgerin Nowotne gehört dem Haniel-Aufsichtsrat seit anderthalb Jahren an. Die 46-Jährige hatte zuvor bei Beteiligungsunternehmen Karriere gemacht. Die gebürtige Lausitzerin sitzt auch in den Kontrollgremien von Brenntag, Jenoptik und Lufthansa Technik. "Ich freue mich sehr auf die vor mir liegende Aufgabe", lässt sich Nowotne zitieren, "und bin mir gleichzeitig bewusst, in welche große Fußstapfen ich trete."

Die Haniels sind eine der bedeutendsten Unternehmerfamilien Deutschlands. Die Duisburger waren einst mit dem Handel von Kolonialwaren und Kohle, später vor allem mit Zechen, Rheinschiffen und Tankstellen großgeworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg investierte Haniel zwischenzeitlich etwa in Baustoff- und Pharmahändler. Der jüngste Versuch, die Beteiligung am Handelskonzern Metro zu verkaufen, gelang bislang allerdings nur zum Teil; auch im Media-Saturn-Konzern Ceconomy ist Haniel investiert. Beide Beteiligungen brockten der Familie zuletzt Milliardenabschreibungen ein, da die Handelsketten an der Börse an Wert verloren.

Die Duisburger Beteiligungsgesellschaft an sich solle "zukünftig schlanker" werden, heißt es in der Mitteilung. Von 180 Stellen sollen etwa 60 wegfallen, teilt ein Sprecher mit. Freilich wolle Haniel mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen finden. Zugleich schlage die gesamte Firmengruppe mit ihren Beteiligungen "einen klaren Wachstumspfad" ein, so Vorstandschef Thomas Schmidt. Der Franke steht seit Juli an der Vorstandsspitze des Familienunternehmens, das etwa auch am Hygienedienstleister CWS und am Edelstahlrecycler ELG beteiligt ist.

Haniel wolle künftig nicht nur in gestandene Firmen investieren, sondern auch in Beteiligungsfonds und jüngere Unternehmen, heißt es in der Mitteilung. Finanziell setzt sich Schmidt das Ziel, "mittelfristig eine Gesamt-Rendite von mehr als neun Prozent" zu erwirtschaften. Zugleich wolle sich Haniel ausschließlich an Firmen beteiligen, "die einen positiven Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft" für viele Generationen leisteten. Das Beteiligungsunternehmen gehört seit jeher ausschließlich den - mittlerweile mehr als 700 - lebenden Nachfahren der Gründergeneration.

© SZ vom 17.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: