Fahrdienstvermittler Uber:Verluste, Verluste, Verluste

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Weltweit aktiv: Ein Uber-Fahrzeug in der indischen Großstadt Mumbai. (Foto: Rafiq Maqbool/AP)

Der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber strebt an die Börse in New York und hofft auf viele Milliarden. Doch ob die Firma jemals Gewinn machen wird, bezweifelt sie sogar selbst.

Von Caspar Busse und Vivien Timmler

Das Börsenkürzel an der New Yorker Börse ist schon mal reserviert: Unter "UBER" werden künftig an der größten US-Börse NYSE die Aktien des wegen seiner Geschäftspraktiken so umstrittenen Fahrdienstleisters notiert. Noch ist es nicht so weit, aber die Vorbereitung für einen der größten Börsengänge seit Jahren laufen bereits auf Hochtouren. Gerade erst wurde der Prospekt für den Börsengang eingereicht.

Einzelheiten wie das genaue Datum des Börsengangs und die Summe, die Uber bei Anlegern einsammeln will, blieben darin zunächst offen. Nach Informationen von Bloomberg strebt Uber einen Erlös von rund zehn Milliarden Dollar an. Zwischenzeitlich hatten Banken, die mit der Vorbereitung des Börsengangs betraut werden wollten, angeblich eine Gesamtbewertung von 100 bis 120 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.

Kurios ist dabei, was im Börsenprospekt unter dem Punkt "allgemeine Risiken" steht: Angesichts deutlich steigender Kosten werde es "womöglich" nie dazu reichen, in die schwarzen Zahlen zu kommen, teilt Uber mit. Es könnte also sein, dass es auf absehbare Zeit immer nur Verluste gibt. Auch wenn solche Warnungen in Börsenprospekten durchaus nicht ungewöhnlich sind - auch bei den Firmen Twitter, Snap, Uber-Rivalen Lyft und der Fotoplattform Pinterest gab es ähnliche Passagen -, so ist das doch bemerkenswert. Denn an der Nachhaltigkeit gerade des Geschäftsmodells von Uber gibt es immer wieder Zweifel.

Etwa 91 Millionen Menschen sind derzeit als Nutzer registriert

Uber versucht weltweit, der traditionellen Taxi-Branche Kunden abzuwerben, in einigen Märkten wie den USA funktioniert das, in anderen wie Deutschland gibt es erhebliche Probleme. Bisher verdient die Firma vor allem an den Vermittlungsgebühren, die fällig werden, wenn ein Fahrer einen neuen Auftrag über die Online-Plattform erhält. Gleichzeitig investiert das Unternehmen stark in neue Geschäftsfelder wie autonomes Fahren, die Auslieferung von Essen oder Elektro-Fahrräder und -Scooter. Analysten weisen daraufhin, dass Uber deutlich wachsen muss, um überhaupt irgendwann Gewinn zu erwirtschaften. Im vergangenen Jahr stand ein bereinigter Verlust von etwa zwei Milliarden Dollar in der Bilanz. Zudem musste sich Uber aus besonders stark umkämpften Regionen zurückziehen.

Gleichzeitig hat Uber nicht bei allen das beste Image: Unter dem Firmengründer und langjährigen Chef Travis Kalanick gab es eine Reihe von Skandalen, die von sexuellem Missbrauch, über Datenklau bis zu Bestechung und Problemen mit den Behörden reichte. Diese Zeiten sollen vorbei sein, 2017 übernahm Dara Khosrowshahi die Leitung von Kalanick, etablierte eine neue Kultur und versucht, Uber ein freundlicheres Image zu geben.

Uber gewährt in dem Börsenprospekt erstmals einen umfassenden Einblick in die Geschäftszahlen: 2018 stieg der Umsatz um 42 Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn lag bei knapp einer Milliarde Dollar. Allerdings gehen die schwarzen Zahlen nur auf den Verkauf von Teilen des internationalen Geschäfts im ersten Quartal zurück; in den restlichen Quartalen des Jahres schrieb Uber hohe Verluste. Uber hatte Ende 2018 etwa 91 Millionen registrierte Nutzer. Im Schlussquartal wurden 1,5 Milliarden Fahrten gebucht, 3,9 Millionen Fahrer, die in der Regel rechtlich selbständig sind, waren auf der Plattform aktiv.

Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass Uber in den vergangenen drei Jahren nahezu 1,1 Milliarden Dollar für die Entwicklung selbstfahrender Autos und für andere Projekte wie Flugtaxis ausgab. Allein im vergangenen Jahr erreichten diese Investitionen 457 Millionen Dollar. Ubers Roboterwagen-Programm war nach einem tödlichen Unfall im März 2018 - dem ersten mit einem selbstfahrenden Auto - für Monate ausgesetzt worden. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco hatte sich in den vergangenen zehn Jahren viel Geld bei Investoren für das aggressive internationale Wachstum besorgt. Zugleich geriet die Firma immer wieder in Konflikte mit Behörden und mit der Taxi-Branche. Im März war bereits Ubers kleinerer Rivale Lyft an die Börse gegangen, der nur in den USA und in Kanada aktiv ist.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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