Facebook:Zeig mir deine Wut

Lesezeit: 2 min

Es soll sich künftig anders anfühlen, Facebook zu benutzen, verspricht das Netzwerk. Abb.: Facebook (Foto: Facebook)

Das Netzwerk Facebook verändert seinen Gefällt-mir-Knopf. Nutzer sollen ihre Gefühle künftig anders ausdrücken.

Von Simon Hurtz, München

Seit Jahren überlegt Facebook, wie das Unternehmen seinen Like-Button verbessern könnte. Wer sagt schon "gefällt mir", wenn es einen Terroranschlag gab? Facebook wird deshalb den Like-Button um fünf weitere Reaktionen ergänzen und nennt sie Love, Haha, Wow, Traurig und Wütend. Die Funktion wird vom heutigen Mittwoch an für Nutzer auf der ganzen Welt freigeschaltet. Um einen Beitrag mit einer Reaktion zu kommentieren, müssen Nutzer auf dem Smartphone den Like-Button gedrückt halten. Dann werden die verfügbaren Reaktionen angezeigt und können ausgewählt werden. Auf dem Desktop reicht es, mit dem Cursor über den Like-Button zu scrollen und kurz zu warten.

Die sechs Reaktionen sind überwiegend positiv. Liebe, Lachen, Freude und Staunen sind verschiedene Ausprägungen des Gefühls, etwas zu mögen oder von etwas begeistert zu sein. Sarkasmus kommt nicht vor, ebensowenig Indifferenz. Aus Sicht von Facebook ergibt das Sinn, das Unternehmen will Reaktionen, die eine gewisse Form der Anteilnahme signalisieren.

Den von vielen herbeigewünschten Dislike-Button, um "gefällt mir nicht" zu sagen, gibt es nicht. Mark Zuckerberg ist entschieden dagegen, dass bestimmte Beiträge mit einer solchen Funktion abgestraft werden können. Denn Facebook sei kein Forum wie Reddit, wo ein Pfeil nach unten entsprechend verwendet wird.

Die neuen Informationen machen die Daten für Werbekunden noch wertvoller

Die Entwicklung von Facebooks Reaktionen geht auf Chris Cox zurück, der im vergangenen Jahr den Vorschlag gemacht haben soll. Cox kümmert sich bei Facebook um Produktentwicklung, die Finanzagentur Bloomberg nennt ihn eine Art Chefredakteur des Netzwerks. Sein Team kümmert sich darum, wie der Nachrichtenfluss aussieht. Mitarbeiter bei Facebook sind Bloomberg zufolge durch die Antworten unter den Facebook-Beiträgen gegangen und hätten analysiert, wie die Menschen reagieren. Diese Antworten wurden kategorisiert: "Haha", "LOL" (für laughing out loud, also für lautes Lachen) und "OMG" (für "Oh mein Gott") fielen in die Kategorie Lachen. Auch Smileys und animierte Bilder wurden klassifiziert. So sei man auf insgesamt sechs Kategorien gekommen. Auch Soziologen hätten das Facebook-Team dabei beraten.

Der Like-Button hilft Facebook auch, Werbedaten zu sammeln. Der Gefällt- mir-Knopf ist auch auf fremden Webseiten präsent, wo Nutzer so Beiträge positiv bewerten können. Facebook sammelt dadurch überall im Web Daten. Die Änderungen am Like-Button könnten Facebook auch in dieser Hinsicht weiterhelfen. Wenn die Reaktion auf einen Beitrag nicht mehr nur binär - gefällt mir oder eben nicht - ausfällt, können Nutzer genauer analysiert werden. Damit werden die Daten für Werbekunden noch wertvoller. Facebook hat die Reaktionen bereits in mehreren Ländern getestet, zum Beispiel in Irland.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: