Facebook:Sandberg gegen Soros

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Sheryl Sandberg ist die mächtigste Frau bei Facebook. Offenbar gab sie den Auftrag, die Geschäfte von George Soros unter die Lupe zu nehmen. (Foto: Jim Watson/AFP)

Die Geschäftsführerin des Tech-Konzerns, Sheryl Sandberg, ließ wohl die Geschäfte des Milliardärs durchleuchten. Sie habe wissen wollen, ob George Soros auf einen Kurseinbruch der Facebook-Aktie wettete, schreibt die New York Times.

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg soll Mitarbeiter angewiesen haben, finanzielle Interessen des Investors George Soros zu überprüfen, nachdem dieser sich kritisch über soziale Medien wie Facebook geäußert hat. Das berichtet die New York Times und beruft sich auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Sandberg, die nach Facebook-Chef Mark Zuckerberg zweitmächtigste Person des Unternehmens, war demnach direkt in die Untersuchung von Soros' Geschäften involviert. Das Blatt hatte vor wenigen Wochen bereits berichtet, dass das soziale Netzwerk versucht habe, Soros mit einer Facebook-kritischen Organisation in Verbindung zu bringen, um ihm eine verdeckte Kampagne gegen das Netzwerk nachzuweisen. Soros' Stiftung, die Open Society Foundation, unterstützte Gruppen, die Teil der Organisation waren. Sie bestreitet aber, Geld in eine Anti-Facebook-Kampagne gesteckt zu haben.

Die nun bekannt gewordenen Vorgänge gehen offenbar auf den Januar 2018 zurück. Bei einem Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bezeichnete Soros Tech-Konzerne wie Facebook als Bedrohung und forderte für sie eine strengere Regulierung. Die Internetgiganten könnten "ein totalitäres Netzwerk schaffen, wie es Aldous Huxley und George Orwell sich nicht besser hätten ausmalen können", sagte er in Anspielung auf die dystopischen Romane "Schöne neue Welt" und "1984". Facebook und Google seien "immer mächtiger werdende Monopole", so Soros.

Wenige Tage später soll Sandberg daraufhin von der Facebook-Kommunikationsabteilung eine Untersuchung verlangt haben. Sie habe wissen wollen, warum Soros Konzerne kritisiert und ob dahinter finanzielle Interessen steckten, schreibt die New York Times. Unklar ist, ob Sandberg den Verdacht hegte, dass Soros auf einen Kurseinbruch von Facebook wettete. Facebook stand damals nicht nur bei Soros in der Kritik, sondern auch wegen russischer Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl, die über das soziale Netzwerk massenhaft verbreitet worden sein soll.

Soros wurde mit Finanzwetten reich, 1992 spekulierte er erfolgreich gegen das britische Pfund und schrieb damit Finanzgeschichte. Mit sozialen Netzwerken machte er in den vergangenen Jahren auch persönlich schlechte Erfahrungen, da er dort Anfeindungen von Nationalisten und Antisemiten ausgesetzt ist. Soros führt einen der über die Jahrzehnte erfolgreichsten Hedgefonds und setzt sich politisch für liberale Ideen ein. Weil dazu auch der Einsatz für Minderheitenrechte gehört, etwa von Roma oder Flüchtlingen, gilt der Investor in der rechten Szene als Hassfigur und wird dort als Anführer einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung verleumdet.

Politisch engagiert Soros sich vor allem in Osteuropa und seiner früheren Heimat Ungarn. Der dortige Premierminister Viktor Orbán macht seit Jahren Stimmung gegen Soros. Mitarbeiter seiner Stiftung haben das Land deshalb bereits aus Sicherheitsgründen verlassen.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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