Evergrande:Das Elend geht weiter

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Der Hauptsitz von Evergrande, dem hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzern. (Foto: Ng Han Guan/dpa)

Die Aktien des strauchelnden chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sind in Hongkong erneut vom Handel ausgesetzt worden.

Die Aktien des hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sind am Montag vom Handel an der Hongkonger Börse ausgesetzt worden. In einer Pflichtmitteilung des Unternehmens an die Hong Kong Stock Exchange hieß es, dass eine "Ankündigung mit Insiderinformationen" anhängig sei. Nähere Angaben machten weder die Börse noch Evergrande.

Der Immobilienkonzern hat Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar angehäuft, der Aktienkurs war daher im vergangenen Jahr um nahezu 90 Prozent eingebrochen. Schon seit geraumer Zeit gibt es Sorgen um die Zahlungsfähigkeit von Evergrande. Bereits im Oktober wurde der Handel in Hongkong wegen nicht bedienter Anleihezinsen unterbrochen.

Am vergangenen Dienstag konnte das Unternehmen Zinszahlungen auf ausländische Anleihen in Höhe von 255 Millionen Dollar nicht bedienen. Allerdings gilt eine marktübliche Nachfrist von 30 Tagen, in denen Evergrande die fälligen Zinsen noch begleichen kann.

Laut Berichten vom Wochenende in chinesischen Medien wurde Evergrande zudem von den Behörden angewiesen, ein Wohnprojekt mit insgesamt 39 Apartmentgebäuden auf der südchinesischen Insel Hainan innerhalb von zehn Tagen abzureißen. Das Immobilienprojekt, das sich auf einer Gesamtfläche von knapp 435 000 Quadratmetern erstrecken soll, wurde demnach illegal errichtet.

Zuletzt stufte neben Fitch auch Standard & Poor's (S&P) als zweite internationale Rating-Agentur die Kreditwürdigkeit von Evergrande herunter - auf Kreditausfall in einigen Bereichen und damit eine Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall. Kurz zuvor hatte der Immobilienentwickler selbst eine Warnung herausgegeben, dass man bei der derzeitigen Finanzlage keine Garantie übernehmen könne, sämtlichen ausstehenden Verpflichtungen zeitgerecht nachzukommen.

Gleichzeitig gerieten im Zuge der Evergrande-Krise weitere chinesische Immobilienunternehmen in Schieflage. Im Dezember fielen die Aktienkurse der führenden Firmen der Branche auf das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Der strauchelnde Konzern Kaisa etwa holte externe Berater an Bord, um sich aus seiner schwierigen Lage zu befreien.

Dass der lange boomende Markt einen nachhaltigen Dämpfer erleidet, belegt auch eine jüngst von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua publizierte Umfrage der chinesischen Zentralbank. Demnach gehen knapp 57 Prozent der befragten Chinesen davon aus, dass die Immobilienpreise in der Volksrepublik im ersten Quartal 2022 unverändert blieben, weitere 15,2 Prozent erwarten einen Rückgang. "Es ist ziemlich klar, dass 2021 das Vertrauen in die ständig steigenden Immobilienpreise gebrochen ist", kommentierte Michael Pettis, Ökonom an der Peking Universität.

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