Englisch, verhandlungssicher. Ohne diese Sprachkenntnisse dürfte bald kein Bankdirektor in Deutschland mehr seinen Job erledigen können. Nach dem Willen der europäischen Staats- und Regierungschefs sollen schon von 2013 an nicht-deutschsprachige Aufseher an die Tür jeder noch so kleinen Bank klopfen dürfen - an die des Direktors der Kreissparkasse Heilbronn ebenso wie an die des Chefs der Volksbank Mittelhessen.
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, kann sich "eine starke Rolle" der EZB vorstellen - und pokert heftig.
(Foto: REUTERS)Die neue, zentrale Aufsichtsbehörde für Banken "soll das Recht bekommen, in jede Bank zu gehen, jedes Buch zu prüfen und auch den gesamten Schriftverkehr, jede E-Mail", sagt ein hoher EU-Beamter in Brüssel. Spanier könnten also die Bücher deutscher Banken prüfen, Deutsche die von französischen, Österreicher prüften in Luxemburg - ein heute noch unvorstellbares Szenario.
Und weil die Regeln für die neue europaweite Bankenaufsicht nach dem Willen der Euro-Regierungen möglichst schnell formuliert werden sollen, sitzt dieser hohe und erfahrene EU-Beamte an einem frühen Morgen bereits bei seinem zweiten Kaffee. Den Urlaub hat er gestrichen - wie die meisten seiner Kollegen. Gleich drei EU-Kommissare - Binnenmarktchef Michel Barnier, Wettbewerbshüter Joaquin Almunia und der für Wirtschaft zuständige Olli Rehn - arbeiten nebst ihren Stäben nur noch auf ein Datum hin: den 12. September. An diesem Tag will Kommissionschef José Manuel Barroso eine Rede zur Lage der EU halten und dabei das Konzept für die zentrale Bankenaufsicht vorstellen. Bis dahin muss die Architektur der Aufsicht entworfen sein. Ein Franzose aus der Chefetage der Kommission sagt, eine "Tour de Force" liege vor den Beamten.
Hintergrund des Beschlusses, eine zentrale Bankenaufsicht zu errichten, sind die Entwürfe zum Aufbau einer "echten Wirtschafts- und Währungsunion", mit denen die Staats- und Regierungschefs eine Vierergruppe um EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy beauftragt haben. Van Rompuy soll bis Jahresende konkrete Vorschläge nebst Zeitplan vorlegen. Dieser schlichte Auftrag ist nichts anderes als eine Abkehr von der bisher praktizierten kurzfristigen Krisenbewältigung hin zu langfristig wirkenden Maßnahmen. Die vergangenen drei Jahre rangen die Regierungen vor allem darum, dass die vereinbarten Regeln wie der Stabilitätspakt endlich eingehalten werden müssen. Um dies zu erzwingen, erließen sie immer neue Spar- und Reformvorschriften wie den Fiskalpakt oder das sogenannte "Sixpack" - Regelwerke, die nichts anderes enthalten als verschärfte Haushaltsvorschriften nebst Sanktionen.