Ermittlungen im Fall VW:Foul an Winterkorn

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Martin Winterkorn hat den VW-Konzern seit 2007 geführt - und ist in der vergangenen Woche zurückgetreten. (Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Zu Wochenbeginn hieß es, dass gegen VW-Chef Winterkorn ermittelt wird.
  • Doch es gibt gar kein Verfahren gegen Winterkorn, sondern nur gegen Unbekannt.

Von Klaus Ott, München

Am Montag hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Pressemitteilung zum Abgas-Skandal bei VW verschickt, die eindeutig war. Man habe, teilte die Behörde mit, "aufgrund von Strafanzeigen ein Ermittlungsverfahren gegen Prof. Dr. Martin Winterkorn, den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG eingeleitet". Schwerpunkt des Verfahrens sei der Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten, gab die Staatsanwaltschaft bekannt. Es folgten: Eilmeldungen in den Nachrichtenagenturen und zahlreiche Berichte in den Medien, auch in der Süddeutschen Zeitu ng.

Jetzt stellt sich heraus: Es läuft zwar ein Ermittlungsverfahren, aber nicht gegen Winterkorn persönlich. Sondern gegen "bislang unbekannte Verantwortliche der VW AG". Das teilte die Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Mittwochabend auf Anfrage der SZ mit. Gegen Winterkorn ist also gar kein Verfahren anhängig. Bei der Behörde sind Strafanzeigen gegen den zurückgetretenen VW-Chef eingegangen. Deshalb wird nunmehr geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen Winterkorn vorliegt. "Den gibt es bislang nicht", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Es werde untersucht, "ob, und falls ja, gegen welche Personen der VW AG Ermittlungen zu führen sind".

Auf den Internetseiten der Braunschweiger Ermittlungsbehörde ist die eindeutige Presseerklärung vom Montag über das, so muss man inzwischen sagen: angebliche Verfahren gegen Winterkorn nicht zu finden. Stattdessen steht dort eine neue "Presseinformation" vom Dienstag. Darin heißt es, man habe aufgrund von Strafanzeigen in Zusammenhang mit der Abgas-Affäre ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ziel sei es, die "Verantwortlichkeiten" zu klären. Da namentlich gegen Winterkorn Anzeige erstattet worden sei, werde bei dem ehemaligen Konzernchef ein Anfangsverdacht geprüft. Weiter heißt es wörtlich: "Bei Vorliegen eines Anfangsverdachts besteht die Verpflichtung der Staatsanwaltschaft zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Der Anfangsverdacht muss jedoch auf konkreten Tatsachen beruhen ..."

Die Staatsanwaltschaft hat ihre neue Mitteilung vom Dienstag allerdings nicht mehr verschickt, im Gegensatz zur Erklärung vom Montag, sondern nur ins Internet gestellt. Zudem kann man aus der neuen Mitteilung zwar mit etwas Mühe herauslesen, dass es wohl kein Verfahren gegen Winterkorn persönlich gibt. Aber richtig deutlich wird das erst, wenn man bei der Staatsanwaltschaft nachfragt und diese daraufhin den Verfahrensstand genau erläutert. Winterkorn hat sich selbst in dieser Sache bislang nicht geäußert. Winterkorn hat im Januar 2007 den Vorstandsvorsitz bei Volkswagen übernommen und diesen Posten am Mittwoch vergangener Woche wegen der Affäre niedergelegt.

Der gebürtige Schwabe ist als großer Fußballfan bekannt. Bei einem Benefizspiel in der Volkswagen-Arena in Wolfsburg, in der ansonsten der Werksklub VfL antritt, hat sich Winterkorn mal selbst ins Tor gestellt. In der Fußballersprache würde der langjährige Audi- und VW-Manager es wohl als Foul empfinden, was ihm da seitens der Staatsanwaltschaft Braunschweig widerfahren ist.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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