Ermittlungen:Diesel-Razzia bei Fiat

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Auch in Italien gab es Durchsuchungen

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Verantwortliche des Konzerns Fiat Chrysler sowie des Schwesterkonzerns CNH Industrial, zu dem die Nutzfahrzeugmarke Iveco gehört. Koordiniert von der EU-Justizbehörde Eurojust durchsuchten Ermittler den Sitz von Fiat Chrysler Deutschland in Frankfurt, Iveco in Ulm sowie weitere Objekte in Italien und der Schweiz. Die Ermittlungen richten sich gegen neun Beschuldigte in Italien. Es geht auch um die Marken Alfa Romeo und Jeep. In Deutschland seien mehr als 200 000 Fahrzeuge betroffen, darunter viele Sonderformen wie Wohnmobile. In allen soll, so der Verdacht der Ermittler, eine Abschalteinrichtung stecken, die dafür sorgt, dass die Grenzwerte für den Stickstoffdioxid-Ausstoß nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Im normalen Betrieb auf der Straße hingegen werde die Abgasreinigung weitgehend abgeschaltet. "Fahrzeuge mit einer derartigen Abschalteinrichtung sind auf dem gemeinsamen Markt nicht genehmigungsfähig, weswegen Kunden Fahrverbote oder Stilllegungen drohen", erläuterte die Staatsanwaltschaft.

"Das Unternehmen kooperiert umfassend mit den Behörden", teilte ein Sprecher von Fiat Chrysler mit. Ähnlich äußerte sich CNH Industrial. In dem Konzern war vor einigen Jahren die Nutzfahrzeugsparte von Fiat aufgegangen. Um welche Modelle der vier Marken aus den Jahren 2014 bis 2019 es bei ihren Ermittlungen konkret geht, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Die genannten Motoren mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken aber in einer ganzen Reihe von Fiat-, Jeep- und Alfa-Romeo-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter und zudem auch in Modellen von Iveco. Die Ermittler riefen Käufer der betroffenen Fahrzeuge auf, sich zu melden. Fiat Chrysler war bereits von US-Behörden beschuldigt worden, Abgaswerte von Dieselwagen ähnlich wie VW mit einer speziellen Software manipuliert zu haben. Der Konzern stritt dies ab, akzeptierte aber einen insgesamt rund 800 Millionen Dollar teuren Vergleich.

© SZ vom 23.07.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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