Studie zur Energiewende:Wind und Sonne im Überfluss

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Diese Windenergie-Anlagen stehen in Brandenburg. NRW und Bayern verschärften derweil die Regeln für die Parks. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Eine Studie zeigt: Wind- und Solarkraft könnten den weltweiten Energieverbrauch hundertmal decken. Auch Deutschland könnte von der Energiewende profitieren.

Von Silvia Liebrich, München

Es ist keine 20 Jahre her, da sagten manche Forscher noch ein böses Erwachen nach dem Ende des Erdölzeitalters vorher und warnten vor einem drastischen Energiemangel. Heute ist klar, sie lagen daneben, wie jene Statistiker, die Mitte des 19. Jahrhunderts glaubten, die Straßen New Yorks und Londons würden ein paar Jahrzehnte später im Pferdemist versinken wegen der rasant steigenden Zahl von Pferdekutschen. Was die Experten nicht auf dem Zettel hatten, war der technologische Fortschritt, die Erfindung des Automobils, der Einsatz fossiler Brennstoffe.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass in Zukunft genügend Energie vorhanden sein wird, nur eben in anderer Form, aus anderen Quellen und anders verteilt über die Welt. Und dies in Mengen, die vor wenigen Jahren kaum vorstellbar erschienen. Zu diesem Schluss kommt ein neuer Report des britischen Thinktanks Carbon Tracker mit dem Titel "The sky's the limit". Kernaussage: Es gibt riesige neue billige Energiequellen, Solar- und Windkraftanlagen könnten den weltweiten Energiehunger rein theoretisch hundertmal decken. Denn im Gegensatz zu Erdöl, Gas und Kohle stünden Solar- und Windkraft in fast unendlicher Menge zur Verfügung und könnten schon in wenigen Jahrzehnten die gesamte Welt mit sauberer Energie versorgen.

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"Wir steuern in eine neue Epoche, vergleichbar mit der industriellen Revolution", sagt Kingsmill Bond, Mitautor des Reports. Fossile Brennstoffe könnten bereits Mitte der 2030er-Jahre aus dem Elektrizitätssektor und bis 2050 aus der gesamten Energieversorgung verdrängt werden. Gleichzeitig fallen die Energiepreise, so die Einschätzung. Davon könnten dann Millionen Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen profitieren.

Mit der sinkenden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen dürften sich auch die globalen Machtverhältnisse ändern. Arme Länder könnten dabei die größten Nutznießer sein. Sie hätten das größte Potenzial für Solar- und Windkraftanlagen und könnten davon wirtschaftlich enorm profitieren. "Der afrikanische Kontinent zum Beispiel ist eine Supermacht für erneuerbare Energien mit 39 Prozent des globalen Potenzials", heißt es im Report.

Zu den Ländern mit den schlechtesten Voraussetzungen gehört dagegen Deutschland, das im Verhältnis zu vielen anderen Ländern einen relativ hohen Verbrauch an Öl, Gas und Kohle hat. Der Platz für Windräder und Solaranlagen ist knapp und heftig umkämpft, Sonnenstunden sind rarer als anderswo. Trotz hoher Umstellungskosten sei das Land aber bei der Energiewende vorne dabei, urteilen die Experten. "Die Chance für Deutschland liegt darin, ein Prüfstand für neue Technologien und Ideen zu sein, die weltweit verkauft werden", meinen die Autoren. Das Land könne so eine führende Rolle im zukünftigen globalen Energiesystem spielen.

Land für Solar-und Windkraftanlagen ist laut Report genug vorhanden. Die Fläche, die allein für Sonnenkollektoren benötigt wird, um die gesamte globale Energie zu liefern, beträgt 450 000 Quadratkilometer. Das entspricht 0,3 Prozent der globalen Landfläche und das ist weniger als derzeit für die Gewinnung fossiler Brennstoffe gebraucht wird.

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