Energie:Verband sieht Aufbruchstimmung beim Windkraftausbau

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Zwei Windräder ragen am Morgen aus der Nebeldecke. (Foto: Thomas Warnack/dpa)

Fünf neue Windräder im Jahr 2022: Diese ernüchternde Bilanz will Baden-Württemberg künftig deutlich aufpolieren. Ein Branchenverband sieht dafür jetzt gut Chancen. Ein Ziel der Landesregierung nennt er aber aktuell noch „illusorisch“.

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Kornwestheim (dpa/lsw) - Der zuletzt schleppende Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg könnte nach Ansicht eines Branchenverbands künftig deutlich Fahrt aufnehmen. „Bei der Planung neuer Flächen nehmen wir derzeit eine ganz starke Aufbruchstimmung wahr“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg, Julia Wolf, anlässlich eines Branchentags in Kornwestheim am Donnerstag. Die Zahl der Kommunen, die proaktiv auf Energieversorger zugehen und geeignete Flächen anbieten, sei sprunghaft angestiegen. „Im Vergleich zu vor einem Jahr sind da Welten dazwischen.“

Dazu trage bei, dass nun 1,8 Prozent der Landesflächen bis 2025 exklusiv für Windkraft vorgesehen werden. „Diese Zahl bedeutet, dass in fast jede Gemeinde Windkraft kommen wird“, sagte Wolf weiter. Das werde nun den Entscheidungsträgern vor Ort klar. Zudem lasse sich mit teils sechsstelligen Pachtbeträgen inzwischen auch gutes Geld damit verdienen. Und auch die oft ablehnende Haltung in der Bevölkerung habe sich mit den Klimaprotesten und letztlich den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die Debatten um Energiesicherheit ein Stück weit gedreht, so Wolf.

Die Windkraft-Task-Force des Landes habe in einigen Bereichen sehr gute Entwicklungen gebracht, sagte Wolf weiter. Aber: „Beim Artenschutz war uns die Task Force nicht mutig genug.“ Im Schwarzwald würden beispielsweise immer noch große, windträchtige Gebiete zum Schutz des Auerhuhns reserviert. Auch beim Denkmalschutz könne es nicht sein, dass in mehreren Kilometern Entfernung einer Burg kein Windpark gebaut werden könne. Außerdem müsse der Netzausbau für die dezentralen Anlagen schneller vorankommen.

Das Ziel der Landesregierung, 100 Windkraftanlagen bis 2025 in Betrieb zu nehmen, nannte Wolf dennoch „illusorisch“. „Diese Anlagen müssten dann eigentlich 2023 genehmigt werden.“ Bislang sind 2023 laut Umweltministerium 17 Anlagen neu genehmigt worden. Wolf verwies auf lange Lieferzeiten und Engpässe bei Material, Gutachtern oder Arbeitern für die Fundamente. Und auch bei den Transporten gebe es große Verzögerungen bei den Genehmigungen. „100 Anlagen im Jahr, das sind 300 Rotorblätter, die mit Überlänge, Überbreite und nachts mit Polizeibegleitung durch Deutschland fahren müssen.“

© dpa-infocom, dpa:230615-99-62537/2

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