Ende des Direktverkaufs von Bundesschatzbriefen:Bundeswertpapiere werden für Kleinanleger teurer

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Privatanleger können Wertpapiere bald nicht mehr direkt vom Staat kaufen. Das Finanzministierum stellt den Direktverkauf ein, weil er nicht profitabel genug ist . Für Kleinanleger hat das unangenehme Folgen.

Gerade in Zeiten der Euro-Krise ist es schön zu wissen, dass das eigene Geld gut angelegt ist. Vielen gelten Bundeswertpapiere als Garant dafür. Mögen die Turbulenzen an den Finanzmärkten noch so groß sein, mögen andere europäische Länder von der Pleite bedroht sein - der deutsche Staat hat seine Schulden noch immer zurückgezahlt. Diese Sicherheit lockt die Anleger, auch wenn sich das große Geld mit den Papieren nicht verdienen lässt. Die Renditen sind gering, aber praktisch garantiert.

Doch bald werden dieses Investments für Privatanleger teurer. Künftig sollen sie die Wertpapiere des Bundes nur noch bei Banken erwerben können - gegen Gebühr. Ein Sprecher der Finanzagentur des Bundes, die bisher die Papiere kostenlos zur Verfügung stellt, bestätigte das Aus bis Ende des Jahres. Die Werbung mit dem bekanntesten Gesicht der Agentur hat offenbar nicht gereicht: Die Schildkröte Günther Schild, von Beruf "Finanzexperte", bewarb in TV-Spots die Bundeswertpapiere.

Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass das Bundesfinanzministerium dem zuständigen Ausschuss des Bundestags geschrieben hatte, dass sich der Direktverkauf nicht lohne. "Nach gründlicher Prüfung sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die damit verbundenen Kosten und der möglicherweise zu erwartende Nutzen in keinem ausgewogenen Verhältnis zu den damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken stehen", zitiert die Zeitung aus dem Brief an das Bundesfinanzierungsgremium.

Der Bundesschatzbrief war vor mehr als 40 Jahren das erste Finanzprodukt des Bundes für Privatanleger. Die Idee dahinter war eine frühe Form des Crowdfunding: Viele kleine Privatanleger finanzieren die Kredite des Staates und bekommen dafür Zinsen. Die Anleger sollten von sicheren Papieren profitieren, der Staat von günstigen Krediten.

Doch die Rechnung geht in den Augen des Bundesfinanzministeriums jedenfalls im Direktvertrieb nicht mehr auf. Die Finanzagentur hat zur Zeit 330.000 Privatkunden - noch. Das Schuldbuch und die erst 2008 eingeführte Tagesanleihe wird es in Zukunft nicht mehr geben. Im selben Jahr hatte die Finanzagentur angekündigt, größere Teile der deutschen Staatsschulden über Privatanleger finanzieren zu wollen. Angepeilt waren drei bis fünf Prozent bis zum Jahr 2013. In den vergangenen Jahren lag der Anteil zwischen einem und zwei Prozent. Das heißt umgekehrt, dass Großinvestoren wie Rentenkassen oder Versicherungen den Großteil der deutschen Staatsschulden finanzieren.

Zinsen für Deutschland historisch niedrig

Carsten Schneider, der haushaltspolitische Sprecher der SPD, kritisierte die Entscheidung. "Die Bundesrepublik macht sich damit vollständig abhängig vom Kapitalmarkt", sagte er dem Handelsblatt. Sobald die Zinsen für deutsche Staatsanleihen stiegen, hätte der Bund keine zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten mehr.

Derzeit kann sich Deutschland historisch günstig an den Kapitalmärkten refinanzieren. Der Bund gilt als sicherer Hafen für Großanleger in Zeiten der Euro-Krise. Die Renditen für zehnjährige deutsche Staatsanleihen auf dem professionellen Markt lagen zuletzt bei etwa 1,5 Prozent. Daran orientieren sich auch die Erträge, die die Finanzagentur Kleinanlegern bietet, die ihr Geld sechs Jahre beim Bund parken - aktuell 0,82 Prozent. Das war offenbar vielen Sparern doch zu wenig.

Die Entscheidung zur Einstellung des Geschäfts mit Privatkunden sei "nicht leicht" gefallen, schreibt das Finanzministerium. Man hätte auch darüber nachgedacht, den Handel auszubauen und rentabler zu machen. Doch das sei nicht möglich gewesen.

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