Elfenbein:Hoffnung für den afrikanischen Elefanten

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Beschlagnahmtes Elfenbein in Peking. (Foto: Wu Hong/dpa)

Der Preis für Elfenbein in China ist drastisch gesunken. Die Regierung in Peking geht gegen den Handel vor.

Von Christoph Giesen

Die eigenen Elefanten stehen unter strenger Bewachung: Einfach abknallen und die Stoßzähne absägen, das kommt bei den etwa 250 wild im Grenzgebiet zu Laos und Myanmar lebenden Elefanten nicht vor. Die Strafen für Wilderei sind drakonisch in China.

Und dennoch: In keinem anderen Land der Welt wird so viel Elfenbein verarbeitet wie in der Volksrepublik. Vor allem die wachsende Mittelschicht in China hat den Bedarf in den vergangenen Jahren befeuert. Broschen, Kämme oder Skulpturen werden gekauft, sie sind Statussymbole in einem Land, in dem die Elfenbeinschnitzerei eine jahrtausendealte Kulturtechnik ist. Der Rohstoff allerdings stammt längst nahezu ausschließlich aus Afrika. Und an ihm klebt Blut.

Durch die erhöhte Nachfrage aus China stieg der Wert der Stoßzähne eines ausgewachsenen afrikanischen Elefanten zuletzt auf mehr als 100 000 Dollar. Für Wilderer ein sehr lukratives Geschäft. Damit könnte es jedoch allmählich vorbei sein. Die chinesische Regierung macht offenbar ernst im Kampf gegen den Handel mit Elfenbein.

Mitarbeiter der Tierschutzorganisation Save the Elephants mit Sitz in Nairobi haben sich in den vergangenen Wochen das Elfenbeingeschäft in sechs chinesischen Großstädten angesehen. Sie haben Schnitzereien besucht, Preise verglichen und mit Großhändlern gesprochen. Das Ergebnis dieser Recherchen ist ermutigend: 2014, als die Organisation eine ähnliche Untersuchung durchführte, habe ein Kilogramm Elfenbein in China noch umgerechnet 2100 Dollar gekostet, heißt es in dem Bericht, den die Organisation veröffentlicht hat. Im Februar jedoch sei der Kilogrammpreis auf etwa 730 Dollar gefallen. Und er werde noch weiter sinken, davon geht man bei Save the Elephants aus. "Wir müssen China loben", sagt Iain Douglas-Hamilton, Gründer der Tierschutzorganisation. "Es ist aber noch ein langer Weg, bis das exzessive Töten von Elefanten wegen des Elfenbeins beendet wird. Es besteht jetzt aber größere Hoffnung."

Der Grund: Bis Ende 2017 soll der Elfenbeinhandel in China verboten sein, das hat die Regierung in Peking im vergangenen Dezember angekündigt. Die ersten Schritte dazu sind nun in den vergangenen Tagen erfolgt. Zum 31. März mussten zwölf der offiziell 34 in China registrierten Elfenbeinschnitzereien und 45 der insgesamt lizenzierten Verkaufsstellen auf Anordnung der chinesischen Behörden schließen.

Noch ein weiterer Grund dürfte zum stark sinkenden Elfenbeinpreis beigetragen haben: die strenge Antikorruptionskampagne, die Parteichef Xi Jinping seit Amtsantritt vor knapp fünf Jahren dem Apparat verordnet hat. Zuvor waren kunstvoll geschnitzte Elfenbeinstatuen beliebte Geschenke für Beamte gewesen. Sie wurden genauso wie die üppigen Banketts abgeschafft. Viele Kunstschnitzer in China haben sich mit der neuen Situation bereits arrangiert und damit begonnen, Elfenbein durch andere Materialien wie etwa Muschelschalen zu ersetzen.

Ob der Handel in China komplett ausgetrocknet werden kann, ist jedoch fraglich. Es wird davon abhängen, ob es den Behörden gelingt, gegen die dann ausschließlich illegale Einfuhr vorzugehen. Außerdem werden chinesische Touristen weiterhin im Ausland Elfenbeinschnitzereien kaufen können. Zum Beispiel in der ehemaligen Kronkolonie Hongkong oder im Nachbarland Vietnam. Alleine in diesen beiden Gebieten soll die Nachfrage aus China für 75 Prozent des Absatzes verantwortlich sein.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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