Elektronik:Loewe-Neustart mit deutscher Investorengruppe

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Kronach (dpa) - Der schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller Loewe plant nach monatelangem Überlebenskampf einen Neustart. Der frühere Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen soll dabei eine wichtige Rolle übernehmen.

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Kronach (dpa) - Der schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller Loewe plant nach monatelangem Überlebenskampf einen Neustart. Der frühere Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen soll dabei eine wichtige Rolle übernehmen.

Als Beiratsvorsitzender werde er die strategische Neuausrichtung gemeinsam mit dem bisherigen Loewe-Chef Matthias Harsch verantworten, gab die Investorengruppe am Freitag bekannt, die wesentliche Teile von Loewe zum 31. Januar übernimmt. Am Donnerstagabend hatte sie erklärt, die Traditionsmarke in deutscher Hand fortführen zu wollen.

Viele Mitarbeiter werden aber ihren Job verlieren - und auch für die Loewe-Aktionäre dürfte nicht viel übrigbleiben. Von den derzeit noch 550 Beschäftigten von Loewe im Inland können 120 Mitarbeiter nicht weiterbeschäftigt werden, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Zum 1. Februar soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Die Loewe AG nimmt ihren Abschied von der Börse und wird abgewickelt.

Die Montage des TV-Herstellers im oberfränkischen Kronach werde erhalten bleiben, betonten die Investoren. Es handle sich um eines der modernsten europäischen TV-Werke. Ausgebaut werden soll die Kooperation mit dem chinesischen Technologielieferanten Hisense. Details nannte Loewe dazu nicht. Am Freitag wurden die Mitarbeiter am bisherigen Stammsitz Kronach in Oberfranken über die Zukunft des Unternehmens informiert.

Die IG Metall kritisierte den geplanten erneuten Stellenabbau nach bereits diversen Kürzungsrunden in den vergangenen Jahren. Die Arbeitnehmer hätten schon viele Einbußen hingenommen. Nun gebe es weitere Entlassungen, „und das nur, weil eine Marktentwicklung falsch eingeschätzt wurde und eine Reihe von Banken nicht bereit waren, entwickelte Konzepte zu unterstützen“, sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. Am Montag sollen die Gespräche zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmen über den Stellenabbau beginnen.

Er bedauere es, dass nicht alle Mitarbeiter übernommen werden könnten, sagte Alfred Hagebusch, Generalbevollmächtigter der Loewe AG. „Angesichts der Umstände“ sei es jedoch erfreulich, dass ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten werden könne. Zur Investorengruppe gehören demnach neben Gesmar-Larsen auch die beiden Münchner Unternehmer Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund sowie frühere Manager des Unternehmens Bang & Olufsen. Sie haben für den Loewe-Deal die Panthera GmbH gegründet. Ziel sei es, Loewe künftig auch für eine breitere, jüngere sowie design- und technikbegeisterte Zielgruppe interessant zu machen, erläuterten die Investoren. Der Blick richte sich dabei auf die Märkte in Europa, Russland und China.

Der Däne Gesmar-Larsen war in den 90er Jahren bei Apple. Seit 1994 führte er die deutsche Vertriebstochter in Ismaning bei München, ab Ende 1995 war er europäischer Vertriebschef, 1996 wurde er Europachef bis 1997.

Loewe hatte nach hohen Verlusten im vergangenen Oktober Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Nun soll die Loewe AG kurzfristig von der Börse genommen werden. Hauptaktionär der AG war bisher nach Angaben von Loewe das japanische Elektronikunternehmen Sharp mit knapp 29 Prozent der Anteile, der Streubesitz lag bei mehr als 60 Prozent.

Nach Angaben der deutschen Investorengruppe hat sie eine Vereinbarung zur Übernahme wesentlicher Vermögensteile von Loewe erzielt. Entwicklungszentren in Kronach und Hannover blieben bestehen. Die Firmenzentrale soll von Kronach nach München verlegt werden. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden.

Loewe, in der Vergangenheit auf hochwertige Fernseh- und Audiogeräte spezialisiert, war unter anderem wegen des harten Preiskampfs in der Branche und der starken Konkurrenz aus Fernost in heftige Turbulenzen geraten. In den vergangenen Jahrzehnten waren etliche Größen der deutschen Unterhaltungselektronikbranche vom Markt verschwunden.

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