Effizienter arbeiten in Hollywood:Vier Regeln für Traum-Renditen

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Schauspielerin Olivia DeJong in einer Szene aus Jason Blums aktuellem Film "The Visit". (Foto: picture alliance / AP Photo)
  • Der Filmproduzent Jason Blum macht Micro-Budget-Filme.
  • Er tätigt kaum Investitionen, fährt aber riesige Renditen ein - der Traum eines jeden Managers.
  • Wie macht Blum das? Ein Überblick.

Von Vivien Timmler

Der Himmel verdunkelt sich, Gebäude stürzen ein, reihenweise Autos explodieren und dann kommt auch noch eine Horde Zombies um die Ecke: In Hollywood kann kein Effekt spektakulär genug sein. Normalerweise. Es gibt einen Produzenten in Hollywood, den so etwas nicht interessiert.

Jason Blum hat sich auf Micro-Budget-Filme spezialisiert, die noch preisgünstigere Schwester der Low-Budet-Filme. Für "Paranormal Activity" gab Blum nur 15.000 Dollar aus - und der Film spielte weltweit 193 Millionen ein. Das macht ihn zum effizientesten Produzenten Hollywoods.

Sein Erfolg stützt sich auf vier strenge Regeln, die er in einem Interview mit dem amerikanischen Podcast Planet Money verraten hat. Sie sind Teil einer Philosophie, die ihm regelmäßig Traumrenditen beschert - ihn aber noch häufiger scheitern lässt.

Vier von zehn Blum-Filmen schaffen es nicht in die Kinos, die restlichen verschwinden früher oder später in der Bedeutungslosigkeit - doch einer wird ein weltweiter Kino-Hit. Und das reicht aus. Schließlich hat Blum pro Flop wenige Millionen Dollar investiert, die kommen mit einem Erfolg wie dem von "Paranormal Activity" allein an einem Wochenende wieder herein.

Regel 1: Beschränke dich auf das Wichtigste

Schauspieler Peter McRobbie in dem Haus, in dem fast der komplette Film "The Visit" gedreht wurde. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Ein Schauplatz, vielleicht zwei - das muss ausreichen. Viele verschiedene Drehorte sind für Jason Blum tabu. Sein aktueller Film "The Visit" wurde fast ausschließlich auf dem Grundstück eines alten Bauernhauses in Pennsylvania gedreht, auch die Handlung der "Paranormal Activity"-Reihe spielt gänzlich in den Häusern der Protagonisten.

Das hat einerseits organisatorische Gründe: Je schlichter das Setting gehalten wird, desto geringer der finanzielle Aufwand. Müssen die Drehorte zudem nicht ständig gewechselt werden, entfallen hohe Transportkosten. Andererseits liegt dieser Regel aber auch ein psychologischer Aspekt zugrunde. "Bei sich zu Hause ist der Mensch am verwundbarsten", sagt Minimalist Blum. Die eigenen vier Wände sind normalerweise der Ort, an dem man sich am sichersten wähnt. Um Zuschauern Angst zu machen, reiche es daher schon, ihnen dieses Gefühl zu nehmen.

Ein Statist verdient in den USA zwischen 80 und 100 Dollar am Tag. Meist wird von ihm nicht mehr verlangt, als lässig durch den Hintergrund zu laufen oder unbeteiligt an der Bar zu sitzen. Doch wehe dem Statisten, der in einer Blum-Produktion zu sprechen beginnt: Bei einem einzigen Wort, und sei es eine einfache Begrüßung, würde sich seine Gage nämlich sofort verfünffachen. 400 Dollar muss ein Filmemacher in Amerika einem Statisten für einen Sprechpart zusätzlich zahlen. Daher sind Blums Statisten immer stumm.

Blum-Schauspieler sind zwar im Gegensatz zu den Statisten nicht stumm - gut bezahlt sind sie trotzdem nicht, im Gegenteil. Egal, ob gecasteter Newcomer oder namenhafter Schauspieler: Die Gagen sind meist am Rande der Legalität.

Statt ihnen Hollywood-Gehälter zu zahlen, macht Blum seine Angestellten zu Investoren: Wird der Film ein Erfolg, können die Gagen von ursprünglich wenigen tausend Euro auf mehrere Millionen ansteigen. Bis dahin aber müssen sich Schauspieler und Regisseure mit winzigen Spesen zufrieden geben - was Stars wie Jennifer Lopez oder den oscarprämierten Scott Derrickson nicht davon abgehalten hat, mit Blum zusammenzuarbeiten. Immerhin: Sie brauchen das Geld auch nicht mehr.

Egal was passiert: Jason Blum überzieht niemals sein Budget. Das begründet er mit dem "Trugschluss der verlorenen Kosten" (sunk cost fallacy): "Wer einmal so richtig viel Geld in eine Produktion gesteckt hat, ist dann auch bereit, im Nofall noch mehr zu investieren." Nach diesem Grundsatz explodieren seiner Meinung nach regelmäßig die Budgets der Hollywood-Blockbuster. Er selbst lehnt diese Einstellung strikt ab. Zu oft versuche man, sich aus Problemen herauszukaufen, anstatt sie auf kreativem Weg zu lösen. Blums Motto daher: Ist das Budget aufgebraucht, muss der Film abgedreht sein.

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