Das Onlinekaufhaus Amazon will elektronische Bücher künftig vielleicht auch verleihen. Amazon verhandle darüber derzeit mit den Verlagen, berichtet das Wall Street Journal in seiner Online-Ausgabe.
Der Dienst soll offenbar Amazons Angebot "Prime" ähneln: US-Kunden erhalten dort für 79 Dollar pro Jahr nicht nur sämtliche Lieferungen gratis und innerhalb von zwei Tagen, sondern bekommen online auch Zugriff auf etwa 5000 Filme, die sie per Stream ansehen können.
Beim Bücherdienst könnten Kunden für eine Flatrate digitale Bücher ausleihen. Weil dies allerdings den Umsatz verkaufter E-Books schmälern könnte und auch reguläre Buchhändler verärgern würde, sind die Verlage offenbar "nicht begeistert", wie es im Wall Street Journal heißt.
Amazon möchte laut dem Bericht deshalb vorerst nur ältere Titel gegen Gebühr verleihen. Zudem könne das Unternehmen die Zahl der Ausleihen pro Monat begrenzen. Die Verlage würden an den Einnahmen aus Leihgebühren beteiligt.
Das Amazon-Tablet kommt
Amazon verkauft in den USA mittlerweile mehr elektronische als gedruckte Bücher, seit 2007 bietet das Online-Kaufhaus sein Lesegerät Kindle an, das es auch als Apps für Smartphones und Tablets gibt. Bereits jetzt können Kindle-Nutzer in den USA ihre Bücher für maximal 14 Tage untereinander verleihen.
Einen weiteren Schub für das E-Book-Geschäft erhofft sich Amazon offenbar von einem eigenen Tablet-PC, der ebenfalls im Rahmen der Kindle-Reihe erscheinen soll und für November erwartet wird. MG Siegler, gut informierter Autor des US-Technologieblogs Techcrunch, hat das Amazon-Tablet nach eigenen Angaben bereits in den Händen gehabt.
Er berichtet von einem Sieben-Zoll-Farbbildschirm mit einem Touchscreen. Das Gerät basiert auf einer älteren Version des Google-Betriebssystem Android und soll auch nicht auf eine neuere Variante aktualisiert werden.
Konkurrenz zu Apple
Statt Apps für das Google-System anzubieten, wird Amazon das Kindle-Tablet laut Siegler nur in seine eigene Infrastruktur einbetten: Musik, Videos und Bücher lassen sich über die Software des Unternehmens konsumieren.
Im Preis von 250 Dollar soll auch ein zwölfmonatiges Abonnement des oben genannten Prime-Dienstes enthalten sein - der möglicherweise mittelfristig mit dem Buchverleih verschmolzen wird.
Rechnet man auch noch den als Musikdateien-Schließfach fungierenden Online-Speicher "Cloud Drive" dazu, auf dem Kunden ihre bei Amazon gekauften MP3s speichern und im Web abrufen können, hat Amazon alle Bausteine für ein geschlossenes System, wie es Apple derzeit anbietet.